Anpassung an die Klimakrise: Maßnahmen zum Hochwasserschutz in Deutschland

Fabian

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Umweltminister Krischer äußerte sich zur Notwendigkeit, sich in der Klimakrise besser gegen Extremwetter und Hochwasser zu wappnen. Zum Beginn seiner #Thementour2024 betonte er, dass Extremwetterereignisse aufgrund der anthropogenen Klimakrise künftig häufiger und intensiver Deutschland treffen würden. Er hob hervor, dass es lebenswichtig sei, sich weiterhin gegen solche Katastrophen zu stärken. Krischer verwies darauf, dass an vielen Gewässerpegeln in den letzten Jahren historische Höchststände gemessen wurden und betonte die Notwendigkeit, sich darauf einzustellen, dass Extreme das neue Normal werden. Weiterhin erklärte er, dass sowohl die technische Modernisierung von Hochwasserschutzanlagen als auch die Integration natürlicher Aue-Lebensräume und Wasserspeicher essentiell seien. Außerdem seien funktionierende Mess- und Informationssysteme entscheidend, um die Bevölkerung frühzeitig vor Gefahren zu warnen. Als Richtlinie für Nordrhein-Westfalen dient der 10-Punkte-Plan des Umweltministeriums zur Stärkung des Hochwasserschutzes im Klimawandel.

Klimafolgen in Nordrhein-Westfalen

Elke Reichert, Präsidentin des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV), berichtete, dass der Klimawandel in Nordrhein-Westfalen deutliche Spuren hinterlasse. In den letzten Jahren seien mehrere Dürrejahre zusammen mit katastrophalen Starkregenereignissen verzeichnet worden, etwa im Jahr 2021. Die Daten zeigten eine Zunahme der Wetterextreme, die häufiger und intensiver würden. Das Jahr 2023 sei das nasseste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen, mit einer Niederschlagsmenge, die 42 Prozent über dem langjährigen Mittel lag.

Ausbau des Pegelnetzes

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz erweitert im Auftrag des Umweltministeriums das vorhandene Pegelnetz, um rechtzeitig auf drohendes Hochwasser reagieren zu können. Bislang verfügt das Land über 103 Messpegel für Hochwasserinformationen, und dieses Netz soll um 25 neue Pegelstandorte erweitert werden. Minister Krischer besuchte im Rahmen der Thementour das Pegelbauwerk Oestinghausen an der Ahse, das als erster neuer Hochwassermeldepegel durch das LANUV in Betrieb genommen wurde. Roland Funke, Fachbereichsleiter Hydrologie vom LANUV NRW, erklärte, dass der neue Pegel mit modernster Mess- und Datenübertragungstechnik ausgestattet wurde, wobei neben der Messgenauigkeit vor allem die Ausfallsicherheit im Vordergrund stand. Selbst bei einem Ausfall der Solarversorgung könne der Pegel weiterhin Daten übermitteln und die Überschreitung von Hochwassermeldewerten melden. Der neue Hochwassermeldepegel soll zusammen mit anderen Pegeln die Vorhersage für die Ortschaften an der Ahse sowie die Stadt Hamm verbessern und die Vorwarnzeiten verlängern.

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Aufbau eines Deichkatasters

Das Umweltministerium führt derzeit eine Erhebung zum Sanierungsbedarf der Hochwasserschutzanlagen in Nordrhein-Westfalen durch. Zusammen mit den Bezirksregierungen wurde ein landesweites Kataster für Hochwasserschutzanlagen aufgebaut, in dem Lage, Eigenschaften und Zustand der Hochwasserschutzanlagen systematisch erfasst werden. Basierend auf diesen Daten soll ein Priorisierungskonzept entwickelt werden, das die Maßnahmen an den sanierungsbedürftigen Hochwasserschutzanlagen nach einem risikobasierten Ansatz bewertet. Eine vorläufige Auswertung der Daten zeigte, dass bei etwa der Hälfte der Hochwasserschutzanlagen an den größeren Flüssen des Landes Handlungsbedarf besteht.

Technischer und natürlicher Hochwasserschutz

Das Land stellt umfangreiche Mittel zur Unterstützung der Hochwasserschutzpflichtigen bereit, darunter Kommunen und Deichverbände. Die Fördermittel wurden in den Jahren 2023 und 2024 auf über 80 Millionen Euro pro Jahr erhöht, wobei der Fördersatz bis zu 80 Prozent der förderfähigen Ausgaben beträgt. Ein Beispiel für die Fördermaßnahmen ist die Deichsanierung Wallach des Deichverbandes Duisburg-Xanten in Rheinberg, die Minister Krischer ebenfalls besichtigte. Diese umfasst eine Länge von über 4,6 Kilometer und ist in zwei Bauabschnitte unterteilt. Zusätzlich zu den regulären Sanierungsarbeiten werden rund zwei Meter Vorsorgehöhen zur Kompensation der voraussichtlich eintretenden Bergsenkungen eingeplant.

Neben den Deichen haben auch natürliche Auen und Wasserspeicher eine wichtige Funktion für den Hochwasserschutz. Krischer besichtigte im Rahmen der Thementour an der Emscher in Oberhausen die geplante Deichrückverlegung, die Raum für Fluss und Natur schaffen soll. Mehr als eine Millionen Kubikmeter Wasser sollen in dem etwa 40 Hektar großen Areal künftig gefasst werden können. Des Weiteren wurde ein Naturschutz-Fachkonzept zur Wiederherstellung von Mooren in Nordrhein-Westfalen erstellt, zu dem in Kürze eine eigene Thementour von Minister Krischer stattfinden wird.

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Umfangreiche Angebote zur Hochwasser-Information

Das LANUV hat das Hochwasserportal.NRW entwickelt, um die breite Öffentlichkeit schneller und besser über Hochwassergefahren zu informieren. Das Portal bietet unter anderem Online-Messdaten der Hochwassermeldepegel und Niederschlagsmessstellen. Bei bevorstehenden und aktuellen Hochwasserlagen werden regelmäßig Lageberichte zur hydrologischen Bewertung der Wettersituation und der Entwicklung der Wasserstände bereitgestellt. Über die App NINA werden in Nordrhein-Westfalen regionsbezogene Hochwasserinformationen für 17 Flusseinzugsgebiete bereitgestellt. Nutzerinnen und Nutzer, die die App installiert haben und ihren Standort abonniert haben, erhalten Benachrichtigungen über Hochwassergefahren in ihrem Gebiet. Diese Informationen unterstützen auch die zuständigen Kreise und Gemeinden bei der Warnung der Bevölkerung.

Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW vom 14.06.2024