Die Folgen des Winterhochwassers in weiten Teilen Deutschlands sind dramatisch. Ganze Ortschaften stehen flächendeckend im Wasser, welches nun durch den Temperatursturz gefriert. Die Klimakrise wird über Tage andauernde Regenfälle im Winter in Zukunft eher häufiger auftreten lassen. Das Land muss sich also gegen Hochwasser wappnen. Doch ein rein technischer Schutz reicht nicht aus, betont der NABU. Nur eine Renaturierung unserer Flüsse und Auen sowie die Verbesserung des Wasserrückhaltes in der Landschaft kann die Folgen von Hochwasser deutlich abmildern und gleichzeitig Dürren sowie Überhitzungen vorbeugen.
Rocco Buchta, Leiter des NABU-Instituts für Fluss- und Auenökologie (IFA), erklärt: „Renaturierte Auen sind ein nicht zu unterschätzender Hochwasserschutz für die Menschen an unseren Flüssen. Doch leider wird immer noch beinahe ausschließlich auf technische Vorsorge gesetzt. So fehlen heute in Deutschland natürliche Rückhalteräume für Hochwasser, was die Pegelstände erhöht.“ Er betont außerdem, dass die Wasserspeicherfähigkeit der Böden deutlich verbessert und wasserspeichernde Ökosysteme wie naturnahe Wälder und Moore besser geschützt werden müssen.
Das NABU-Projekt Untere Havelniederung zeigt, wie eine erfolgreiche Renaturierung aussieht. Der einstmals stark ausgebaute Fluss werde bis spätestens 2033 renaturiert und wieder in ein Naturparadies verwandelt. Altarme und Hochflutrinnen würden wieder angeschlossen und Auenwälder angepflanzt. Deichabschnitte würden zurückgebaut und so Überflutungsflächen für den Hochwasserschutz gewonnen, erläuterte Buchta. Es sei das europaweit größte Projekt seiner Art. Seit 2022 gibt es ein weiteres NABU-Flussrenaturierungsprojekt an der Aller.
Laut Bundesumweltministerium sind 80 Prozent unserer Fließgewässer durch Schifffahrt, technischen Hochwasserschutz, Wasserkraft und Landwirtschaft so stark verändert, dass nur noch etwa 15 bis 20 Prozent der natürlichen Auen erhalten geblieben sind. In den vergangenen 40 Jahren wurden nur 1,5 Prozent der Überflutungsflächen großer Flüsse zurückgewonnen. „Es ist daher dringender denn je, den ökologischen Umbau unserer Wasserstraßen voranzutreiben. Die Kürzung der Mittel für das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz, wie sie die Ampel plant, müssen darum zurückgenommen werden“, fordert NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Technischer Schutz wie Flutmauern seien zwar lokal notwendig, die dauerhafte Verbesserung der natürlichen Wasserrückhaltefähigkeit könne jedoch nur durch den Anschluss alter Rückhalteräume erreicht werden.
Basierend auf einer Pressemitteilung von NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) vom 11.01.2024