Deutsche Umwelthilfe fordert strengere Lärmschutzmaßnahmen und Tempo 30 innerorts

Fabian

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Die Deutsche Umwelthilfe setzt sich für die Einführung von Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerhalb geschlossener Ortschaften ein und fordert strengere Lärmbegrenzungen für Autos und Motorräder, um gesundheitsschädlichen Verkehrslärm zu reduzieren.

Tag gegen Lärm

Anlässlich des heutigen internationalen Tages gegen Lärm macht die Deutsche Umwelthilfe darauf aufmerksam, dass Lärm nach Luftverschmutzung die zweitgrößte umweltbedingte Ursache für Gesundheitsprobleme darstellt. Trotzdem wird er von der Politik weiterhin stark vernachlässigt. Die Organisation verweist darauf, dass ein rechtlicher Anspruch auf Lärmschutz an existierenden Straßen fehlt, selbst wenn die Lärmpegel tagsüber 65 dB(A) und nachts 55 dB(A) überschreiten.

Forderung nach Lärmschutz

Die DUH appelliert an die Bundesregierung, den Lärmschutz stärker zu priorisieren und die Betroffenen besser zu schützen. Über 16 Millionen Menschen in Deutschland sind von Straßenverkehrslärm in gesundheitsschädigendem Ausmaß betroffen. Die DUH verlangt daher eine Beschränkung der innerörtlichen Geschwindigkeit auf 30 km/h und eine Regelung, die die Einhaltung der im Fahrzeugschein eingetragenen Geräuschwerte unter allen Fahrbedingungen vorschreibt. Zudem initiiert die Organisation eine bundesweite Kampagne, die Bürger auffordert, Maßnahmen gegen Lärm zu beantragen und besonders laute Motorräder sowie Sportwagen zu melden.

Medizinische Expertise

Thomas Münzel, Kardiologe an der Universität Mainz, erklärt, dass erhöhte Verkehrslärmexposition zu einem Verlust an Lebensqualität und Lebenserwartung führen kann. Lärmstress ist mit einem erhöhten Risiko für Herzkreislauferkrankungen verbunden und kann auch psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Demenz auslösen. Er betont die Notwendigkeit, dass die Bundesregierung ihre Schutzpflicht gegenüber den Betroffenen ernst nehmen und den Lärmschutz angemessen gewichten sollte.

Kritik an der aktuellen Politik

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, kritisiert, dass der Schutz vor Verkehrslärm in Deutschland unzureichend ist. Im Vergleich zu anderen EU-Staaten unternehme Deutschland zu wenig, um wirksame Maßnahmen wie Tempo 30 in Städten durchzusetzen. Die DUH plant daher, eine Aktion zu starten, bei der extrem laute Fahrzeuge identifiziert und den Behörden gemeldet werden sollen. Zusätzlich fordert die Organisation eine Änderung der Typzulassung, damit alle Fahrzeuge die vorgeschriebenen Lärmgrenzwerte einhalten.

EU-Umgebungslärmrichtlinie und Lärmaktionspläne

Die EU-Umgebungslärmrichtlinie verpflichtet Kommunen zur Erstellung von Lärmaktionsplänen. Ein von der DUH in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten zeigt, dass Kommunen bereits rechtssicher Tempo 30 einführen können, doch diese Möglichkeit wird kaum genutzt. Bürger können über ein Lärm-Tool der DUH Anträge für mehr Lärmschutz bei ihrer Gemeinde stellen. Deutschland hat bis zum 13. Mai 2024 Zeit, auf Beanstandungen im Rahmen eines EU-Vertragsverletzungsverfahrens zu reagieren und die erforderlichen Nachbesserungen vorzunehmen.

Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der Detuschen Umwelthilfe e.V. vom 24.04.2024