Vom Industrierauch zum Blauen Himmel: Umweltschutz im Wandel im Ruhrgebiet

Fabian

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Im Zuge der Industrialisierung avancierte das Ruhrgebiet nicht nur zur größten Industrieregion Europas, sondern auch zum Symbol der Umweltverschmutzung. Durch ungefilterte Industrieabgase wurden die Gesundheit vieler Menschen beeinträchtigt und Schwefeldioxidwolken vergifteten die Wälder. Aufgrund der zentralen Bedeutung der Stahlwerke für die deutsche Rüstungsindustrie waren Umweltauflagen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht durchsetzbar. Selbst nach 1945 war der Bedarf an Kohle, Eisen und Stahl in Europa hoch, weshalb das Ruhrgebiet erneut als Industrieregion aufgebaut wurde. Gegen Ende der 1950er Jahre wurden die Umweltauswirkungen zunehmend sichtbar. Willy Brandt, damals Kanzlerkandidat, forderte im April 1961 während einer Wahlkampfrede in Bonn, dass der Himmel über dem Ruhrgebiet wieder blau werden müsse. Er sprach von „erschreckenden Untersuchungsergebnissen“, die einen Zusammenhang zwischen Luft- und Wasserbelastung und einer Zunahme schwerwiegender Gesundheitsprobleme auch bei Kindern aufzeigten. Er betonte, es sei besorgniserregend, dass diese wichtige Gemeinschaftsaufgabe, die Millionen Menschen betrifft, bisher fast völlig vernachlässigt wurde. Der Prozess, den Himmel über dem Revier wieder blau zu färben, sollte lange dauern.

Erstes Landes-Immissionsschutzgesetz

1962 führte Nordrhein-Westfalen das bundesweit erste Landes-Immissionsschutzgesetz ein und verpflichtete die Industrie zur Verantwortung. Anfänglich bestand der praktische Umweltschutz oft nur aus dem Bau höherer Schornsteine, wodurch die verschmutzte Luft lediglich weiter verteilt wurde. In den 1960er Jahren waren Ruß und Staub vorherrschend, in den 1970er Jahren Schwefeldioxid, später sommerlicher Photosmog und ab Mitte der 1990er Jahre zunehmend Feinstaub, was die Politik zum Handeln zwang.

Umweltgesetzgebung und Verbesserungen

Seit den 1970er Jahren wurden zahlreiche Gesetze wie das Benzin-Blei-Gesetz und das Bundes-Immissionsschutzgesetz verabschiedet. Maßnahmen wie die Rauchgasentschwefelung in Kraftwerken, die Reduktion des Schwefelgehalts in Kraftstoffen und der Rückgang der Kohleheizungen in Privathaushalten trugen zu einer erheblichen Verbesserung der Luftqualität in Deutschland bei.

Aktuelle Entwicklungen in der Luftqualität

Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr, erklärte, dass die ambitionierte Umweltpolitik der letzten Jahre sich auszahlt und die Gesundheit der Menschen verbessert. Die Luftqualitätsbilanz des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) für das Jahr 2023 zeigte, dass die Schadstoffbelastung in Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu den Vorjahren weiter gesunken ist. Der geltende Grenzwert für Stickstoffdioxid wurde an fast allen Messstandorten eingehalten, mit Ausnahme einer Probenahmestelle an der Kruppstraße in Essen, wo die Belastung zwar gesunken ist, aber der Grenzwert immer noch leicht überschritten wird. Diese Überschreitung führte zur Aufstellung eines Luftreinhalteplans durch die Bezirksregierung Düsseldorf.

Zukünftige Richtlinien und Herausforderungen

Im September 2021 empfahl die Weltgesundheitsorganisation neue, strengere Grenzwerte für Luftschadstoffe, die von der EU-Kommission übernommen und vom EU-Parlament bestätigt wurden. Die Zustimmung des Rates der EU-Staaten steht noch aus. Prognosen des LANUV weisen darauf hin, dass weitere Maßnahmen zur Luftreinhaltung in Nordrhein-Westfalen notwendig sein werden, um die vorgeschlagenen Ziele einzuhalten. Minister Krischer betonte, dass die Gesellschaft sich nicht auf den bisherigen Erfolgen ausruhen dürfe, sondern in zukunftsfähige Mobilität investieren müsse, um die Luft- und Lebensqualität weiter zu verbessern.

Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des MUNV NRW vom 05.06.2024