Kinderoutdoorjacken häufig mit umwelt- und gesundheitsschädliche „Ewigkeitschemikalien“ belastet

Laura

Kinderoutdoorjacken
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Im April, der mit unbeständigem, nassem Wetter einhergeht, schätzen Eltern besonders Funktionskleidung für ihre Kinder. Entscheidende Kaufkriterien sind Winddichtigkeit, Regenfestigkeit und Atmungsaktivität. Jedoch enthalten viele dieser High-Tech-Stoffe im Outdoorbereich weltweit häufig umwelt- und gesundheitsschädliche „Ewigkeitschemikalien“, kurz PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen). Bei einer gemeinsamen Testreihe von 14 Umweltschutzgruppen aus vier Kontinenten, darunter auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), wurde in 35 von 56 getesteten Kinderoutdoorjacken (62,5 Prozent) PFAS nachgewiesen. In 16 Fällen wurden die in der EU geltenden Grenzwerte überschritten. Am häufigsten wurde PFOA (Perfluoroctansäure) nachgewiesen, eine hochtoxische PFAS-Verbindung, die für ein weltweites Verbot gelistet ist.

Antje von Broock, Geschäftsführerin des BUND, äußerte sich besorgt: Sie erklärte, dass es absolut inakzeptabel sei, dass selbst Textilien für Kinder mit gesundheitsschädlichen Stoffen belastet seien. Sie betonte, dass das Vorsorgeprinzip politisch abgesichert werden müsse und die Behörden für die Durchsetzung besser ausgestattet werden sollten. Von Broock forderte sowohl von der EU als auch von der Bundesregierung ein schnelles Verbot der gesamten PFAS-Chemikaliengruppe in Alltagsprodukten.

Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 72 Kleidungsstücke aus 13 Ländern Afrikas, Europas, Asiens und Nordamerikas getestet. Von diesen 72 Kleidungsstücken waren 46 (63,8 Prozent) mit PFAS belastet, während 25 Proben PFAS-frei waren. Unter den PFAS-freien Produkten waren 21 von 65 getesteten Kinderjacken – bei ähnlichem funktionellen Design. Von Broock betonte, dass es also sichere Alternativen mit ähnlichen Eigenschaften gebe. Auffällig sei, dass die stark belasteten Kinderjacken, 15 von insgesamt 32, vorwiegend in Osteuropa gekauft wurden. Die Jacken aus Mitteleuropa, wo nachhaltige Produkte stärker gefragt seien, waren weitgehend PFAS-frei.

Von Broock betonte weiter, dass die Ergebnisse zeigen, dass in Ländern mit niedrigen Umweltstandards weiterhin keine Sicherheit herrsche. Sie hob hervor, dass die EU mit einer konsequenten PFAS-Beschränkung den Anstoß zur weltweiten Ächtung dieser Giftstoffe liefern solle.

Hintergrund PFAS haben eine gemeinsame Eigenschaft: Sie sind extrem langlebig und verbleiben über Jahrhunderte in der Umwelt. Sie reichern sich im Grundwasser, im Boden, in Pflanzen, Tieren und im menschlichen Körper an. Einige PFAS sind extrem mobil und sind mittlerweile weltweit nachweisbar. Schätzungsweise sind über 10.000 PFAS-Verbindungen auf dem Markt, die meisten davon sind wenig bis gar nicht auf ihre umwelt- und gesundheitsschädlichen Eigenschaften untersucht und somit nicht gesetzlich reguliert. Sie werden in zahlreichen Alltagsprodukten eingesetzt, darunter wetterfeste Kleidung und antihaftbeschichtetes Küchengeschirr. Bereits bei ihrer Herstellung, während des Gebrauchs und bei der Entsorgung behandelter Produkte werden PFAS freigesetzt, was zu einer stetigen Anreicherung in der Umwelt führt. Studien haben gezeigt, dass PFAS ernste gesundheitliche Folgen haben können, darunter Schilddrüsenerkrankungen, Leberschäden, Diabetes und verschiedene Krebsarten.

Basierend auf einer Pressemitteilung von Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) vom 04. April 2024