Am Tag des Wolfes, der am 30. April stattfindet, fordert der NABU Politik und Medien auf, sachlich und lösungsorientiert mit dem Thema Wolf umzugehen. Jörg-Andreas Krüger, der Präsident des NABU, bemängelt, dass immer noch gezielt Angst vor Wölfen geschürt wird. Dies sei unangemessen im Hinblick auf die tatsächliche Situation der Wölfe in Deutschland und die Wahrnehmung der Menschen. Statt aufgeregter Stimmungsmache solle mehr über tatsächliche Probleme und Lösungen diskutiert werden.
Hohe Akzeptanz der Wölfe in Deutschland
Seit mehr als zwei Jahrzehnten leben wieder frei lebende Wölfe in Deutschland und ihre Akzeptanz in der Bevölkerung ist weiterhin sehr hoch. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage von forsa, die der NABU zum Tag des Wolfes in Auftrag gegeben hat. Demnach finden 73 Prozent der Befragten es erfreulich, dass Wölfe wieder in Deutschland ansässig sind. Im Durchschnitt stimmen 75 Prozent der Aussage zu, dass Wölfe zur deutschen Landschaft gehören, ähnlich wie Rehe oder Biber. In Regionen mit Wolfsvorkommen sind 71 Prozent dieser Meinung. Das Interesse am Thema Wölfe bleibt hoch, 71 Prozent der Befragten zeigen ein starkes oder moderates Interesse. Eine Mehrheit von 82 Prozent sieht Wölfe nicht als Bedrohung für Menschen in Deutschland. 62 Prozent empfinden die Darstellung der Risiken durch Wölfe in den Medien als übertrieben.
Medien und Politik im Fokus
Marie Neuwald, eine Wolfsexpertin des NABU, stellt fest, dass es wichtig ist, dass Medien und Politik auf die Sorgen der Menschen eingehen, auch bezüglich der Wölfe. Sie bemängelt jedoch, dass Herausforderungen oft dargestellt werden, ohne Lösungsansätze und das erfolgreiche Miteinander von Menschen, Wölfen und Weidetierhaltung aufzuzeigen. Dies verzerre die öffentliche Diskussion erheblich und könne im schlimmsten Fall Weidetierhalter davon abhalten, Herdenschutzmaßnahmen auszuprobieren.
Politische Debatte um den Schutzstatus von Wölfen
Die aktuelle politische Debatte auf EU-Ebene über den Schutzstatus von Wölfen und anderen Wildtieren vor den EU-Wahlen wird oft nicht sachlich geführt. Neuwald kritisiert, dass Vorschläge für einfacheren und häufigeren Abschuss von Wölfen falsche Hoffnungen auf vermeintlich einfache Lösungen wecken und an der Realität vorbeiführen. Auch eine Bejagung kann Herdenschutz nicht ersetzen, da auch einzelne Wölfe eine Gefahr für ungeschützte Weidetiere darstellen. Die Entnahme einzelner Wölfe, die den Herdenschutz überwunden haben, ist rechtlich vorgesehen und stellt den richtigen Weg dar.
Appell für Unterstützung der Weidetierhaltung
Der NABU appelliert an Politik, Medien und Landnutzerverbände, den Fokus auf die Unterstützung der Weidetierhaltung im Herdenschutz zu lenken, statt sich nur auf den Abschuss von Wölfen zu versteifen. Die Weidetierhaltung ist unersetzlich für den Erhalt vieler Kulturlandschaften und den Artenschutz. Sie muss gefördert werden, auch unabhängig vom Wolfsthema.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des NABU Deutschland e.V. vom 29.04.2024