Klimakrise in deutschen Städten: Alarmierende Ergebnisse im ersten Hitze-Check

Fabian

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Berlin, 30.7.2024: In Deutschland schützt der Großteil der Städte die Menschen nicht ausreichend vor den extrem hohen Temperaturen, die eine Folge der Klimakrise sind. Sie sind stark versiegelt und bieten wenig kühlendes Grün. Dies ergab der erste Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe unter den 190 deutschen Städten mit mehr als 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Analyse, die Flächenversiegelung und Grünausstattung basierend auf neuen Daten der Potsdamer Luftbild Umwelt Planung GmbH im Auftrag der DUH untersucht, zeigt, dass insgesamt 24 Städte eine Rote Karte, 82 eine Gelbe Karte und 84 eine Grüne Karte erhalten.

Schlecht abschneidende Städte

Besonders schlecht abschneiden Ludwigshafen, Heilbronn, Regensburg, Worms, Mainz, Ludwigsburg und Ingolstadt, die stark versiegelt sind und wenig Grünvolumen aufweisen. Unter den Städten mit einer Grünen Karte, also jenen mit vergleichsweise wenig Versiegelung und hohem Grünvolumen, schneiden Detmold, Ratingen, Potsdam und Jena am besten ab. Städte wie Sindelfingen oder Kaiserslautern, die stark versiegelt, aber grünreich sind, erhalten eine Gelbe Karte, ebenso wie Städte wie Pulheim und Wilhelmshaven, die zwar eine geringe Versiegelung aufweisen, aber wenig Grünvolumen haben.

Forderungen der DUH

Barbara Metz, die Bundesgeschäftsführerin der DUH, erklärte, dass sie von der Bundesregierung fordere, ein rechtlich verbindliches Ziel zu setzen, um die Flächenversiegelung in Deutschland bis spätestens 2035 zu stoppen. Sie betonte, dass in Zeiten der Klimakrise unversiegelte Böden zur Versickerung von Wasser und Grünflächen zur Kühlung benötigt werden. Sie wies darauf hin, dass Grün nicht gleich Grün ist und dass neben Rasenflächen auch Bäume, Büsche und Wiesen in den Städten vorhanden sein sollten. Sie warnte vor dem anhaltenden Trend zu mehr Beton und weniger Grün und forderte wirksame Maßnahmen, wie bundesweite Standards zur Begrünung von Schulhöfen und verbindliche Grünanteile auf kommunaler Ebene sowie den Umbau statt Neubau.

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Tägliche Versiegelung und ihre Folgen

Aktuell werden täglich über 50 Hektar Fläche für Siedlungen und Verkehr versiegelt, was jährlich der Fläche der Stadt Hannover entspricht. In Zeiten der Klimakrise stellt dies ein enormes Gesundheitsrisiko dar, wobei der Verlust großer Bäume besonders folgenreich ist, da sie in der Stadt für einen hohen Kühleffekt sorgen. Baumlose Grünflächen haben einen etwa zwei- bis viermal geringeren Kühleffekt als baumbestandene Flächen.

Bedeutung von Gesundheit und Umwelt

Frank Winkler, der stellvertretende Leiter der vdek-Landesvertretung für das GKV-Bündnis für Gesundheit Baden-Württemberg, betonte, dass Gesundheit untrennbar mit den klimatischen Umweltbedingungen verbunden ist. Er hob hervor, dass Menschen Erholungsorte in ihrem engsten Lebensumfeld brauchen und dass mehr Platz für Grünflächen in unseren Städten geschaffen werden müsse, um ein gutes Klima und saubere Luft zu sichern. In dem Projekt „Gesund unterwegs im Stadtquartier“, das gemeinsam mit der DUH in Mannheim und Singen durchgeführt wird, werden vier Schulhöfe und die umgebenden Stadtviertel gesundheitsförderlich gestaltet, wobei die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen im Fokus steht.

Methodik des Hitze-Checks

Bei der Flächenversiegelung wird der deutschlandweite Durchschnittsanteil der Versiegelung an der Siedlungs- und Verkehrsfläche, der bei 45 Prozent liegt, als Bewertungsgrundlage verwendet. Wer mehr als 50 Prozent versiegelte Fläche hat, erhält eine Rote Karte, während eine Gelbe Karte an jene Städte geht, die zwischen 45 und 50 Prozent versiegelte Fläche aufweisen. Eine Grüne Karte erhalten Städte, die mit 45 Prozent unter dem deutschlandweiten Durchschnitt liegen. Das Grünvolumen, das in Kubikmeter pro Quadratmeter angegeben wird und klimaregulierende Effekte hat, wird ebenfalls in die Gesamtbewertung einbezogen, wobei der Flächenversiegelung größeres Gewicht beigemessen wird.

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Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der DUh e.V. vom 30.07.2024