Neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes haben offenbart, dass Deutschland im Jahr 2022 rund 100.000 Tonnen weniger Elektroschrott gesammelt hat als im Vorjahr, trotz eines Anstiegs der verkauften Neugeräte.
Sammelquote deutlich verfehlt
In Deutschland stellt die fachgerechte Entsorgung von Elektroschrott eine zunehmende Herausforderung dar. Laut den neuesten vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes wurden im Bundesgebiet 2022 lediglich 901.100 Tonnen Elektroschrott gesammelt, was einem Rückgang von 105.300 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Mit einer Sammelquote von nur 32 Prozent, weit unter der gesetzlichen Vorgabe von 65 Prozent, verfehlt Deutschland zum fünften Mal in Folge das gesetzte Ziel. Diese Entwicklung ist besonders besorgniserregend angesichts der Tatsache, dass die Menge der verkauften neuen Elektrogeräte auf 3,2 Millionen Tonnen im Jahr 2022 angestiegen ist, was einer Verdoppelung innerhalb der letzten zehn Jahre gleichkommt.
Kritik von der Deutschen Umwelthilfe
Barbara Metz, die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe (DUH), äußerte sich kritisch zur aktuellen Situation der Elektrogeräteentsorgung. Sie wies darauf hin, dass der signifikante Rückgang der gesammelten Elektroschrottmenge bei gleichzeitig stark zunehmenden Verkaufszahlen der Neugeräte ein deutliches Zeichen für Missstände im Bereich der Entsorgung darstellt. Elektrogeräte beinhalten wertvolle Rohstoffe sowie gefährliche Substanzen, die eine sachgerechte Behandlung erfordern. Metz betonte, dass Bundesumweltministerin Lemke nicht untätig bleiben dürfe, angesichts der Tatsache, dass Deutschland bereits das fünfte Jahr in Folge die gesetzliche Sammelquote deutlich unterschreitet. Sie forderte verbindliche Sammelziele für Hersteller und benutzerfreundlichere Rückgabemöglichkeiten im Handel im Zuge der bevorstehenden Novelle des Elektrogesetzes. Ebenfalls sprach sie sich für die Einführung einer verbindlichen Quote für die Wiederverwendung aus, um mehr Geräte aufzubereiten und wieder in Gebrauch zu nehmen.
Rücknahmepflichten und Verbraucherinformation
Nach EU-Recht sind Verkaufsstellen von Elektrogeräten verpflichtet, ähnliche Altgeräte kostenlos zurückzunehmen. In Deutschland jedoch wird diese Verpflichtung eingeschränkt, was insbesondere für kleinere Geräte gilt, die ohne den Kauf eines Neugeräts zurückgegeben werden können. Die DUH plädiert dafür, dass alle Elektrogerätehändler, unabhängig von ihrer Verkaufsfläche, ähnliche Altgeräte bei einem Neukauf kostenlos zurücknehmen sollten. Außerdem sollten Händler mit einer Gesamtverkaufsfläche über 100 Quadratmetern verpflichtet werden, kleinere Elektrogeräte auch ohne Neukauf kostenlos zurückzunehmen. Das Fehlen konkreter Anforderungen an die Verbraucherinformation über Rückgabemöglichkeiten im Elektrogesetz führt oft zu ineffektiver und wenig wahrnehmbarer Kommunikation, wodurch viele Verbraucher nicht über die Möglichkeit informiert sind, kleine Elektroaltgeräte auch in Supermärkten zurückgeben zu können.
Forderung nach Herstellerverantwortung und Wiederverwendungsquote
Thomas Fischer, Leiter der Kreislaufwirtschaft bei der DUH, kritisierte die derzeitige Sammelquote für Elektroschrott in Deutschland, die es den Herstellern ermöglicht, sich ihrer Verantwortung zu entziehen. Er argumentierte, dass nur eine Verpflichtung für alle Hersteller, die gesetzliche Sammelquote zu erfüllen und ihre Ergebnisse zu veröffentlichen, das Problem des unsachgemäß entsorgten Elektroschrotts lösen könne. Zudem sei es ein Armutszeugnis, dass lediglich 1,7 Prozent der gesammelten Altgeräte aufbereitet und wiederverwendet werden. Die DUH fordert daher eine verbindliche Wiederverwendungsquote, ähnlich wie in Spanien oder Belgien, nach der mindestens 15 Prozent der gesammelten Elektroaltgeräte wiederverwendet werden sollten.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vom 23.02.2024