Innovationen im Düngemanagement: Wegweisende Projekte für nachhaltige Landwirtschaft

Fabian

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In Osnabrück wird der umweltschonende Umgang mit Düngemitteln intensiv diskutiert, ein Thema, das sowohl in Deutschland als auch innerhalb der Europäischen Union seit Jahren für Kontroversen sorgt. Im Juli wies der Bundesrat Änderungen am Düngegesetz, die vom Bundeskabinett beschlossen worden waren, zurück. Eine neue Hoffnung für die Landwirtschaft und den Umweltschutz bietet nun ein Verfahren, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mit etwa 432.000 Euro unterstützt und vom Osnabrücker Biotech-Unternehmen SeedForward entwickelt wird. Dieses Verfahren umfasst eine biobasierte Saatgutbehandlung in Kombination mit Mikroorganismen, die den Düngemitteleinsatz reduzieren und den Umweltschutz erhöhen soll.

Innovative Projekte und ihre Vorteile

Der Generalsekretär der DBU, Alexander Bonde, äußerte sich positiv über das Projekt, das er als hoch innovativ und praxisrelevant beschrieb. Es vereine die Ziele der beteiligten Parteien: gleichbleibende Erträge bei reduziertem Düngemitteleinsatz und ohne Gefährdung der Ernährungssicherheit. Zudem schone die Methode Wasser und Boden sowie die Geldbeutel der Bauern, da weniger gedüngt werden müsse. Die derzeitigen Feldversuche seien vielversprechend und könnten ein wichtiger Schritt zu einer nachhaltigen und regenerativen Agrarwirtschaft sein, mit großen Potentialen nicht nur in Deutschland, so Bonde. Dr. Susanne Wiese-Willmaring sieht ebenfalls ein großes Zukunftspotential in dem Projekt, das zu Beginn des Jahres gestartet wurde und bis Ende 2026 mit Feldversuchen in verschiedenen Teilen Deutschlands fortgeführt wird. Sie betonte, dass die biobasierte Saatgutbehandlung die Wurzelentwicklung verbessere und die Nährstoffnutzung der Pflanzen erhöhe, was die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheitserreger und Mangelerscheinungen steigere.

Reduktion negativer Umweltauswirkungen

Jan Ritter, Mitgründer von SeedForward, zeigte sich optimistisch, dass durch ihre Produkte und Wirkstoffe die Menge der eingesetzten Stickstoff- und Phosphatdüngemittel deutlich verringert werden könne. Dies sei dringend notwendig, um die negativen Folgen für das Ökosystem zu minimieren, da ein Übermaß an Nährstoffen gravierende Folgen nicht nur für den Boden habe, sondern auch im Wasser, was zu einem Entzug von Sauerstoff, vermehrtem Algenwachstum und einem Verlust an Biodiversität führe. Besonders betroffen sei davon der Dümmer in Niedersachsen, der „kippen“ könnte.

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Biobasierte Wirkstoffe für nachhaltige Landwirtschaft

Die Entwicklung von SeedForward basiere darauf, dass Biostimulanzien auf das Saatgut aufgebracht würden, um das Wurzelwachstum zu fördern. Durch eine größere Wurzeloberfläche könnten die Pflanzen mehr Nährstoffe aufnehmen und benötigten somit weniger Düngung. Derzeit konzentrieren sich die Feldversuche auf Brotweizen, Mais und Raps, und künftig könnten auch Zuckerrüben, Leguminosen und Gemüse damit behandelt werden. Ritter erwähnte, dass die biobasierte Ummantelung von Pflanzensamen eine Alternative zur bisherigen Praxis der Beizung mit chemisch-synthetischen Wirkstoffen sei, die oftmals natur- und umweltschädigende Folgen habe.

Einsatz innovativer Technologien zur Nährstoffgewinnung

Zusätzlich appliziere SeedForward Bakterien, die sich positiv auf die Phosphatmobilisierung auswirkten, da Phosphat im Boden meist festgebunden sei und für Pflanzen nicht im gewünschten Maß als Nährstoff zur Verfügung stehe. Sie setzten auch frei lebende, stickstoff-fixierende Organismen über Blatt und Boden ein, um den Pflanzen zusätzliche Nährstoffe zu liefern und so den Düngemittelverbrauch weiter zu minimieren. Ritter erwähnte, dass derzeit pro Hektar durchschnittlich etwa 200 Kilogramm Stickstoff ausgebracht würden, und sie strebten eine Ersparnis von 10 bis 20 Prozent an.

Gefahren durch Überdüngung

Neben Phosphat gehören auch Stickstoff und Kalium zu den Hauptnährstoffen von Pflanzen, die über deren Wachstum und Ernteertrag entscheiden. Seit Jahren kommt es jedoch nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen EU-Ländern zu einer Überdüngung. Die Europäische Union hat deshalb mehrfach Vertragsverletzungsverfahren gegen Berlin und andere Mitgliedstaaten eingeleitet. Überdüngte Böden haben negative Folgen für Menschen, Tiere und die Umwelt, da die überschüssigen Nährstoffe durch Auswaschung ins Grundwasser und über Oberflächenabfluss in Flüsse und Meere gelangen. Eine bedeutende Rolle dabei spielt Nitrat, das oft als mineralischer Dünger zugeführt wird und in Nitrit umgewandelt werden kann, welches krebserregend ist.

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Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der DBU vom 23.08.2024