Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) weist zum Tag des Regenwurms am Donnerstag (15.2.) auf die Bedeutung dieses Bodenlebewesens hin und betont, dass das Lebensumfeld des Regenwurms zunehmend eingeschränkt wird. Eine Fläche von 55 Hektar wird täglich für Siedlung und Verkehr umgewidmet und fast die Hälfte des Bodens versiegelt. Auf landwirtschaftlichen Flächen werden weiterhin in hoher Menge Pestizide eingesetzt, die den Regenwurm beeinträchtigen und seine Vermehrung behindern. Auch eine Überdüngung mit Gülle schädigt den Regenwurm, indem sie ihn verätzt. Zudem machen schwere Maschinen und intensive Bodenbearbeitung ihm zu schaffen.
Corinna Hölzel, Expertin des BUND für Pestizide, stellt fest, dass Glyphosat Regenwürmer schädigt, indem es ihre Aktivität und Fortpflanzung beeinträchtigt. Die Zahl der Nachkommen verringert sich um die Hälfte im Vergleich zu Flächen ohne Herbizideinsatz. Glyphosat hat auch negative Auswirkungen auf andere nützliche Insekten wie Bienen und Florfliegen, beeinträchtigt die Nahrungsnetze der Ökosysteme, schädigt das Mikrobiom im menschlichen Darm und gilt als neurotoxisch und wahrscheinlich krebserregend. Trotzdem wurde es von der EU-Kommission auf Druck der Agrarlobby für weitere zehn Jahre zugelassen.
Der BUND fordert daher eine deutliche Verringerung von Pestiziden und ein Verbot besonders gefährlicher Mittel. Der Einsatz von Glyphosat in Deutschland muss stark eingeschränkt werden, und wo es nicht-chemische Alternativen gibt, darf seine Anwendung nicht mehr erlaubt sein. Die Landwirte müssen bei der Anwendung von Alternativen unterstützt werden.
Auch eine Überdüngung mit Gülle schadet nicht nur dem Regenwurm, sondern auch der Biodiversität insgesamt. In Regionen mit hoher Viehdichte muss der Tierbestand an die Fläche angepasst und massiv verringert werden. Intensiv gedüngte Flächen bieten nur noch Lebensraum für etwa 30 Regenwürmer pro Quadratmeter, während auf ökologisch bewirtschafteten Grünlandböden bis zu 300 Regenwürmer zu finden sind. Auch intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen mit Monokulturen wie Mais bieten dem Regenwurm keinen Lebensraum und vernichten einen wichtigen Helfer der Landwirtschaft.
Regenwürmer spielen eine entscheidende Rolle für die Bodenfruchtbarkeit, indem sie den Boden durchmischen, lockern und Pflanzenmaterial zerkleinern. Ihre Gänge belüften den Boden und verbessern die Wasserversickerung. Der hohe Flächenfraß muss drastisch reduziert werden, um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen, die Flächen-Neuinanspruchnahme bis 2030 auf nur noch 30 Hektar pro Tag zu begrenzen. Der BUND fordert eine Flächenkreislaufwirtschaft und Netto-Null-Flächenverbrauch bereits bis 2030 sowie eine Stärkung des vorsorgenden Bodenschutzes durch die anstehende Novellierung des Bundesbodenschutzgesetzes.
Hintergrund: Regenwürmer tragen zur Verbesserung der chemischen, physikalischen und biologischen Eigenschaften des Bodens bei und sind damit entscheidend für die Bodenfruchtbarkeit und den Wasserhaushalt. Sie regulieren auch Krankheitserreger und Schadinsekten, indem sie abgefallene Blätter zersetzen. In Deutschland gibt es rund 40 Regenwurmarten, die je nach Art in verschiedenen Tiefen leben.
Basierend auf einer Pressemitteilung von BUND vom 13. Februar 2024