Meeresschutzgebiete: Die Hälfte muss nutzungsfrei werden

Laura

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Am 16. November präsentierte der NABU eigene Vorschläge für streng geschützte Flächen in den Meeresschutzgebieten der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) in der deutschen Nord- und Ostsee gegenüber den Umweltpolitikern der Ampel-Koalition und dem Meeresbeauftragten der Bundesregierung. Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag dazu verpflichtet. Der NABU fordert, mehr als 50 Prozent der Schutzgebiete noch in dieser Legislatur frei von Fischerei, Schifffahrt und Rohstoffabbau zu stellen.

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger betonte, dass die Bundesregierung zwei Jahre nach ihrem Amtsantritt die versprochene Meeresoffensive liefern müsse, da die Naturkrise in Nord- und Ostsee keine Zeit lasse. Ein Drittel der Arten stehe auf der roten Liste, und die jüngsten Zustandsberichte der Meere seien dramatisch. Der NABU hat Karten für nutzungsfreie Flächen vorgestellt, mit denen Deutschland den Verpflichtungen der EU-Biodiversitätsstrategie gerecht werden könne.

Die europäische Biodiversitätsstrategie fordert, dass 30 Prozent der Land- und Meeresfläche geschützt werden, ein Drittel davon streng. Im Koalitionsvertrag steht, dass zehn Prozent der deutschen AWZ frei von schädlichen Nutzungen sein müssen. Trotzdem findet heute in Meeresschutzgebieten noch Grundschleppnetzfischerei statt, wird Sand und Kies abgebaut und führen Schifffahrtslinien hindurch. Der NABU fordert, dass die industrielle Nutzung in Gebieten mit wertvollen Riffen, Geburtsstätten für Schweinswale, Nahrungsquellen für Seevögel und hoher Biodiversität eingestellt wird. Der Verband präsentierte konkrete Flächen und notwendige Maßnahmen.

Die Vorschläge des NABU decken etwas mehr als die Hälfte der Meeresschutzgebiete in der deutschen AWZ ab, das entspricht knapp 15 Prozent der AWZ der Nordsee und etwas mehr als acht Prozent der AWZ der Ostsee. Der Begriff „strenger Schutz“ wird erstmals greifbar, und es werden konkrete Flächen beschrieben und notwendige Maßnahmen definiert. Der NABU wird in seiner Forderung von mehr als 40.000 Menschen unterstützt, die einen offenen Brief an Bundeskanzler Scholz unterzeichnet haben. NABU-Präsident Krüger appelliert an die Mitglieder des deutschen Bundestags und den Bundeskanzler persönlich, dem Bundesumweltministerium bei der Entwicklung und Umsetzung ambitionierter Flächenvorschläge zu helfen. Natur- und Klimaschutz liegen im Meer besonders nah.

Basierend auf einer Pressemitteilung von NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) vom 16.11.2023