Falter benötigen vermeintliches Unkraut zum Überleben

Nima

Falter auf einem Blatt
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Der Sommer ist die Zeit der Schmetterlinge. Ob Perlmuttfalter, Kaisermantel, Jägerhütchen oder Mondvogel – die etwa 3700 Arten von Tag- und Nachtfaltern in Deutschland zeichnen sich nicht nur durch ihre auffälligen Namen und Farben aus, sondern spielen auch eine bedeutende Rolle im Ökosystem. Schmetterlinge sind wichtige Bestäuber von Pflanzen und Bäumen. Laut Bettina Lebuser, Artenschützerin der Deutschen Wildtier Stiftung, gehören zu den 189 Tagfalterarten in Deutschland rund 42 Prozent zu denjenigen, die als „bestandsgefährdet“ oder „ausgestorben“ gelten. Schmetterlinge sind empfindliche Wesen, deren Lebensräume – wie Feuchtwiesen, Mager- und Trockenrasen mit heimischen Wildpflanzen sowie strukturierte Gebüsch- und Waldränder – immer seltener werden. Stattdessen dominieren oft monotone Grünflächen die Landschaft.

Fehlt es an den richtigen Pflanzen, finden die Schmetterlinge keine geeigneten Futterpflanzen, um ihre Eier abzulegen, was ihre Fortpflanzung gefährdet. Ein abwechslungsreicher Garten oder Balkon mit heimischen Pflanzenarten bietet ihnen eine wertvolle Nahrungsquelle und kann durch das gelegentliche Ausbleiben des Rasenmähers zusätzlich einen Vorteil bieten. Die Expertin erläutert, welche Pflanzen für bestimmte Tagfalterarten wichtig sind:

– Der Distelfalter (Vanessa cardui) legt seine Eier bevorzugt auf Disteln, Malven, Kletten und Brennnesseln ab.
– Das Große Ochsenauge (Maniola jurtina) ernährt sich hauptsächlich von Rispengräsern.
– Der Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) nutzt neben Hauhechel auch Hornklee und andere Kleearten.
– Das Kleine Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus) bevorzugt Rispengräser wie Poa und Anthoxanthum.
– Der Kleine Fuchs (Aglais urticae) legt seine Eier vorwiegend auf Brennnesseln.
– Der Kleine Kohl- oder Grünader-Weißling (Pieris rapae bzw. Pieris napi) findet seine Nahrung auf Kohl, Kapuzinerkresse, Reseda und ähnlichen Pflanzen.
– Der Rostfarbige Dickkopffalter (Ochlodes sylvanus) nutzt eine Vielzahl von Gräsern, darunter Rotes Straußgras und Gewöhnliches Knäuelgras.
– Das Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) legt seine Eier auf Labkrautarten.
– Der Große Perlmuttfalter (Argynnis aglaja) bevorzugt Veilchenarten.
– Das Tagpfauenauge (Aglais io) legt seine Eier fast ausschließlich auf Brennnesseln ab.

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Die Deutsche Wildtier Stiftung setzt sich für den Schutz von Lebensräumen für Tagfalter ein, insbesondere auf den Flächen des Nationalen Naturerbes in Mecklenburg-Vorpommern. Ein aktuelles Monitoring hat unter anderem den bedrohten Wegerich-Scheckenfalter (Melithea cinxia) nachgewiesen, der auf Spitzwegerich (Plantago lanceolata) fliegt. Dieser Wegerich, wie auch Brennnesseln und andere Gräser, wird oft als Unkraut betrachtet. Wer im eigenen Garten diese Pflanzen stehen lässt, könnte möglicherweise mit dem Anblick dieser schönen Schmetterlinge belohnt werden.

Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Deutsche Wildtier Stiftung/ Veröffentlicht am 29.07.2024