UN-Meereskonferenz: Zwischen Versprechen und Verantwortung

Fabian

© Tatyana / stock.adobe.com

Am heutigen Freitag endet die dritte UN-Meereskonferenz in Nizza. Angesichts der derzeit angespannten geopolitischen Lage ist es bereits ein Erfolg, dass sich nahezu alle UN-Mitgliedsstaaten erneut zu Gesprächen und Verhandlungen über die globale Meerespolitik zusammengefunden haben. Die Staaten bekannten sich auf der Konferenz offen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Meere. Entscheidend wird nun sein, wie ambitioniert die nationalen Regierungen diese Beschlüsse umsetzen.

Fortschritte beim Hochseeschutz

Besondere Dynamik entfaltete die Konferenz in Bezug auf das UN-Hochseeschutzabkommen („Agreement on Biodiversity beyond National Jurisdictions“, kurz BBNJ). Auch wenn die notwendige Anzahl von 60 Ratifizierungen noch nicht erreicht wurde, gilt es als sicher, dass dieses Ziel bis zur UN-Generalversammlung im September 2025 erreicht wird. Damit stünde ein politischer Durchbruch für den lang geforderten Schutz der Hohen See bevor.

Franziska Saalmann von Greenpeace wies darauf hin, dass Umweltminister Carsten Schneider viele Versprechen für den Meeresschutz gemacht habe. Nun müsse er unter Beweis stellen, dass es ihm damit ernst sei. Deutschland solle das BBNJ-Abkommen zügig ratifizieren und sich für eine schnelle Umsetzung einsetzen – mit klaren Finanzierungszusagen, Vorschlägen für Schutzgebiete und enger internationaler Zusammenarbeit. Sobald die große Bühne in Nizza abgebaut sei, werde sich zeigen, was in Berlin geschehe.

Auch innerhalb der nationalen Meeresschutzgebiete sei Nachbesserung dringend nötig, so Bettina Taylor vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Vor allem müsse die Grundschleppnetzfischerei dort untersagt werden, da die schweren Netze den Meeresboden zerstörten, ungewollten Beifang verursachten und erheblichen Unterwasserlärm erzeugten. Da Deutschland der von Kanada und Panama initiierten Koalition für leisere Meere („High Ambition Coalition for a Quiet Ocean“) beigetreten sei, werde von der Bundesregierung ein entschlossenes Handeln zur Reduktion des Unterwasserlärms erwartet.

Auch interessant:  Bundesverdienstkreuz für jahrzehntelangen Einsatz im Naturschutz

Tiefseebergbau bleibt umstritten

Ein weiteres zentrales Thema der Konferenz war die Auseinandersetzung um den möglichen Beginn des Tiefseebergbaus. Obwohl viele Staaten ihre Bedenken gegenüber dieser Form der Rohstoffgewinnung äußerten, traten nur vier weitere Länder der Forderung nach einem Moratorium bei. Insgesamt sprechen sich damit derzeit 37 Staaten gegen einen Start des Tiefseebergbaus zum jetzigen Zeitpunkt aus.

Klaus Schilder von Misereor machte deutlich, dass die im Juli anstehenden Verhandlungen der Internationalen Meeresbodenbehörde weiterhin auf den Beginn industriellen Tiefseebergbaus abzielten, was Lebensräume und Nahrungsgrundlagen gefährde. Gemeinsam mit Partnerorganisationen aus betroffenen Ländern fordere man von der Bundesregierung, sich klar gegen Tiefseebergbau auszusprechen und sowohl Testphasen als auch millionenschwere Technologieförderungen einzustellen.

Auch Jan Pingel vom Ozeanien-Dialog äußerte scharfe Kritik: Tiefseebergbau stelle eine extrem umweltschädliche Form industrieller Meeresausbeutung dar, die Menschen und Umwelt insbesondere im Pazifik bedrohe. Er sprach in diesem Zusammenhang von einem „neuen blauen Kolonialismus“ und forderte verstärkte Investitionen in globalen Meeresschutz sowie die Wahrung der Rechte der Menschen in betroffenen Regionen.

Fehlende Fortschritte bei Fischerei und Ernährungssicherheit

  • Die Konferenz griff auch die Bedeutung der Meere für die Ernährungssicherheit und die Lebensgrundlage von Kleinfischer*innen auf. Konkrete Maßnahmen gegen illegale Fischerei oder zum Schutz vor dem Anstieg des Meeresspiegels blieben jedoch aus.
  • Francisco Marí von Brot für die Welt betonte, dass insbesondere Küsten- und Inselstaaten im Globalen Süden existenziell bedroht seien. Ihre Fischgründe und Küsten, von denen sie leben, seien massiv gefährdet.
  • Gaoussou Gueye vom afrikanischen Verband der Kleinfischerei zeigte sich enttäuscht über die Unverbindlichkeit der Abschlusserklärung. Es fehlten realistische Perspektiven, um die Klimawirkungen auf Ernährung und ein menschenwürdiges Leben zu überwinden.
  • Kai Kaschinski von Fair Oceans kritisierte zudem, dass Staaten und Unternehmen im Rahmen einer sogenannten „Blauen Wirtschaft“ versuchten, noch mehr finanzielle Gewinne aus den Meeren zu ziehen – obwohl die Ozeane bereits nahe an irreversiblen Kipppunkten stünden.
Auch interessant:  Umsetzung des Einwegkunststofffondsgesetzes

Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des BUND’s vom 13.06.2025