Neuer Anlauf im Sandabbau-Streit um den Nürnberger Reichswald

Fabian

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Das in Bamberg ansässige Sandabbauunternehmen, das bereits vor Jahren angesichts heftiger Proteste und einem Scheitern im Raumordnungsverfahren den Versuch unternommen hatte, 50 Hektar Reichswald für Sandabbauzwecke zu roden, unternimmt nun einen erneuten Anlauf. Diesmal ist geplant, rund 39 Hektar Wald bei Altdorf zu roden. Kurz nach Bekanntwerden des Vorhabens reaktivierten sich die Altdorfer Bürgerinitiative und zahlreiche Naturschützer, die sich gegen die Rodung im Bannwald und im Europäischen Vogelschutzgebiet stark machen. Ihre Entschlossenheit, den Reichswald zu verteidigen, unterstrichen sie kürzlich bei einer Kundgebung in Fürth.

Aktueller Stand des Genehmigungsverfahrens

Der BUND Naturschutz ermittelte, dass der Antrag der Bamberger Sand- und Kiesbaggerei GmbH vor kurzem beim Bergamt Nordbayern in Bayreuth eingereicht wurde.

Scoping-Termin ohne Einbindung der Verbände

Beim Scoping-Termin, der vom Bergamt am 27. September 2024 im Mercure Hotel in Fürth organisiert wird, sollen die erforderlichen Gutachten und der Untersuchungsrahmen festgelegt werden. Wichtige Umweltschutzverbände sind zu diesem Termin jedoch nicht eingeladen worden. Der BN, die Bürgerinitiative und das Bündnis Rettet den Reichswald befürchten erhebliche Beeinträchtigungen für den Bannwald, das europäische Vogelschutzgebiet, angrenzende Wasserschutzgebiete und die Erholungsfunktion der Röthenbachklamm durch das Vorhaben und nutzen den Scopingtermin als Plattform, um ihren Protest auszudrücken.

Entschiedener Widerstand gegen den Sandabbau

Herbert Barthel, der erste Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Nürnberger Land, erklärte, dass der Reichswald nicht ohne Widerstand für weiteren Sandabbau geopfert wird, da er in Zeiten der Klimakrise als unersetzlicher CO2-Speicher und zur Kühlung der Städte dient.

Erfolgreicher Widerstand in der Vergangenheit

Aaron Mühlendyck, der Leiter der Bürgerinitiative „Nein zum Sandabbau bei Altdorf – Rettet den Röthenbacher Wald“, erinnerte daran, dass vor vier Jahren bereits erfolgreich gegen ein ähnliches Vorhaben gekämpft wurde, was durch über 5.686 Einwendungen unterstützt wurde, die 2021 zusammen mit dem BN bei der Regierung von Mittelfranken eingereicht wurden. Diese hatten maßgeblich dazu beigetragen, dass das Vorhaben negativ beurteilt wurde. Da sich der Wald seitdem nicht verändert hat, sieht er keinen Grund, warum das neue Vorhaben anders beurteilt werden sollte.

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Kritik an direktem Antrag beim Bergamt

Tom Konopka, Regionalreferent des BN für Mittelfranken, kritisierte, dass das Bergamt ein neues Verfahren eingeleitet hat, ohne ein Raumordnungsverfahren zu fordern, das bereits 2020/21 bei der Regierung von Mittelfranken durchgeführt wurde. Er betonte, dass die landesplanerische Beurteilung weiterhin Bestand haben sollte und kündigte an, dies auch einzufordern.

Ökologische Bedeutung des Reichswaldes

Das geplante Abbaugebiet, ein Natura 2000-Gebiet, umfasst 39 Hektar des Nürnberger Reichswaldes, der seit dem letzten Jahrhundert als Bannwald unter strengem Schutz steht. Es beherbergt bedrohte Tierarten wie den Schwarzspecht, die Zauneidechse und seltene Fledermausarten, die auf der Roten Liste stehen. Der Sandabbau würde das empfindliche Gleichgewicht dieses Ökosystems nachhaltig stören.

Risiken für Trinkwasser und Ortschaften

Darüber hinaus würde der geplante Sandabbau eine erhebliche Gefahr für das Trinkwasser von Nürnberg und Altdorf darstellen und könnte langfristige gesundheitliche sowie wirtschaftliche Schäden verursachen. Der Abtransport des Sands würde täglich mindestens 45 LKW durch Ortschaften wie Ludersheim, Waldspitze und weitere führen, was Lärm, Luftverschmutzung und ein erhöhtes Unfallrisiko mit sich bringen würde.

Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des BUND’s – Naturschutz in Bayern e.V. vom 27.09.2024