Laut einer Umfrage des TÜV-Verbands lässt nur jede:r Dritte ein defektes Smartphone reparieren. Die hohen Kosten für Reparaturen führen oft dazu, dass Verbraucher:innen sich für eine Neuanschaffung entscheiden. Unabhängige Prüfungen könnten die Transparenz und Zugänglichkeit des Reparaturmarktes verbessern. Das europäische ‚Recht auf Reparatur‘ wird erwartet, um hier Fortschritte zu erzielen.
In den letzten fünf Jahren hatte etwa jede:r dritte Bundesbürger:in mit einem defekten Smartphone zu kämpfen. Nur 32 Prozent von ihnen entschieden sich für eine Reparatur, wie eine repräsentative Umfrage von Ipsos im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.000 Personen ab 16 Jahren zeigte. Etwa zwei Drittel der Befragten ließen ihr Handy nicht reparieren. Von diesen hielten 31 Prozent das Gerät für irreparabel, 30 Prozent hielten die Reparaturkosten für zu hoch, und 7 Prozent erwogen gar nicht, ihr Handy reparieren zu lassen. Juliane Petrich, Referentin für Politik und Nachhaltigkeit beim TÜV-Verband, betont, dass Reparaturen von Smartphones eher selten sind, obwohl sie eine nachhaltigere Option darstellen würden. Verbraucher:innen hätten oft Unsicherheiten hinsichtlich der Kosten, der Reparierbarkeit und der Verfügbarkeit von Reparaturdiensten. Das neue ‚Recht auf Reparatur‘ der EU soll daher zu einer nachhaltigeren Konsumgesellschaft beitragen.
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass 15 Prozent der Befragten ihr defektes Handy in einem Fachgeschäft reparieren ließen. Zehn Prozent ließen die Reparatur über den Hersteller abwickeln, und 7 Prozent führten die Reparatur selbst durch. Petrich erklärt, dass es vielen Verbraucher:innen unklar ist, ob und in welchem Umfang eine Handyreparatur möglich ist. Hersteller bieten oft nur Reparaturen in ihren eigenen Werkstätten an, und wichtige Bauteile sind häufig schwer zugänglich. Petrich spricht sich dafür aus, dass Reparaturen nicht nur von autorisierten Werkstätten, sondern auch von freien Werkstätten durchgeführt werden können, um das Angebot zu erweitern und den Wettbewerb zu fördern. Eine Zertifizierung durch unabhängige Stellen könnte freie Werkstätten unterstützen, ihre Qualität und Kompetenz nachzuweisen und den Verbraucher:innen eine wertvolle Orientierung bieten.
Die Umfrage des TÜV-Verbands zeigt auch, dass 16 Prozent der Verbraucher:innen ihr Smartphone bereits nach zwei Jahren wechseln. Der größte Teil tauscht es nach drei bis vier Jahren aus, während 24 Prozent das Gerät fünf Jahre oder länger nutzen und ebenso viele es bis zur Unbrauchbarkeit behalten. Petrich weist darauf hin, dass der häufige Wechsel von Smartphones erhebliche Umweltbelastungen verursacht, insbesondere durch den hohen Energieaufwand bei der Herstellung und den Abbau von seltenen Erden und Rohstoffen, die oft unter Einsatz schädlicher Chemikalien gewonnen werden. Jüngere Verbraucher:innen neigen dazu, ihre Smartphones häufiger zu wechseln, während ältere Nutzer:innen ihre Geräte wesentlich länger behalten. Nur 17 Prozent der 16- bis 39-Jährigen verwenden ihr Smartphone bis zur Unbrauchbarkeit, im Vergleich zu 32 Prozent der 50- bis 75-Jährigen.
Petrich hebt hervor, dass die neue Ökodesign-Verordnung der EU ab Mitte 2025 strengere Anforderungen an Reparierbarkeit, Energieverbrauch und Langlebigkeit von Smartphones und Tablets stellt. Hersteller werden verpflichtet, Produkte so zu gestalten, dass Komponenten einfach ausgetauscht werden können, Reparaturanleitungen sieben Jahre bereitzustellen, Software-Updates für mindestens fünf Jahre anzubieten, sicherzustellen, dass Software-Updates die Hardware nicht beeinträchtigen, und Ersatzteile wie Akkus und Displays mindestens sieben Jahre vorzuhalten. Diese Anforderungen sollen die Langlebigkeit von Smartphones erhöhen, Ressourcen schonen und die Umwelt entlasten. Eine effektive Umsetzung ist entscheidend, und Petrich betont, dass Europa eine führende Rolle bei ressourcenschonenden und zirkulären Produktlösungen, Technologien und Geschäftsmodellen übernehmen kann. Unabhängige Prüfungen könnten dabei eine wesentliche Rolle spielen. Klare und unabhängige Kennzeichnungen könnten den Verbraucher:innen helfen, kreislauffähige Produkte zu erkennen, und ein Prüfzeichen wie „Ready to Repair“ könnte zusätzliche Kaufentscheidungen im Sinne der Nachhaltigkeit erleichtern.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von TÜV-Verband e. V./ Veröffentlicht am 15.08.2024