Gefährliche Keime im Billigfleisch: DUH fordert politischen Kurswechsel

Fabian

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Berlin, 3. April 2025 – Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt vor gefährlichen Belastungen in günstigem Hähnchenfleisch. In Labortests, die im Auftrag eines Fernsehsenders durchgeführt wurden, wiesen 30 Fleischproben aus einer konventionellen Haltungsform (Stufe 2) teils erhebliche Belastungen auf. Etwa ein Drittel dieser Proben war mit Erregern kontaminiert, die gegen besonders wichtige Reserveantibiotika für Menschen resistent sind.

Preisdruck fördert Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung

Die DUH sieht den anhaltenden Preisdruck in der Lebensmittelbranche als eine zentrale Ursache für diese Entwicklung. Nach Angaben der Organisation führe dieser Druck dazu, dass Erzeuger vermehrt auf den Einsatz von Reserveantibiotika setzten, um große Mengen Fleisch zu möglichst niedrigen Preisen zu produzieren. Dies begünstige wiederum die Verbreitung resistenter Keime, die durch kontaminiertes Fleisch in die Haushalte der Verbraucherinnen und Verbraucher gelangen können. Die DUH forderte daher von der neuen Bundesregierung, diesen Preisdruck zu begrenzen und dem Schutz von Mensch und Tier Vorrang gegenüber wirtschaftlichen Interessen einzuräumen.

Kritik an Marktkonzentration im Lebensmitteleinzelhandel

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, äußerte scharfe Kritik an den Strukturen im Einzelhandel. Seiner Aussage zufolge kontrollierten nur wenige Handelsketten einen Großteil des Lebensmittelmarktes in Deutschland. Diese hätten eine so starke Marktmacht, dass sie die Erzeuger massiv unter Preisdruck setzten. Dies führe dazu, dass in der Tierhaltung häufig auf kostengünstige, aber problematische Maßnahmen wie den Antibiotikaeinsatz zurückgegriffen werde, anstatt in tiergerechtere Haltungsformen zu investieren. Er forderte, dass Billigfleisch aus dem Sortiment genommen und stattdessen auf Fleisch aus höheren Haltungsformen wie beispielsweise der ökologischen Tierhaltung umgestellt werde. Zudem müssten Lebensmittelpreise langfristig so gestaltet sein, dass eine tierfreundliche Haltung wirtschaftlich tragfähig sei.

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Weitere Gesundheitsrisiken durch Campylobacter-Keime

Neben den Resistenzen gegen Reserveantibiotika zeigten die Tests auch, dass jede zweite Probe mit Campylobacter-Keimen belastet war. Diese können beim Menschen zu schwerwiegenden Infektionen führen. In Deutschland werden jährlich über 50.000 Fälle gemeldet. Die DUH betonte, dass diese Keime oft aus Schlachtbetrieben stammen, in denen Hygienevorschriften nicht ausreichend eingehalten würden. Obwohl solche Verstöße bekannt seien, gebe es bislang weder Verkaufsverbote noch Sanktionen. Außerdem gelte die Einhaltung der EU-Grenzwerte derzeit nur für staatlich durchgeführte Proben in Schlachthöfen, nicht jedoch für das Fleisch im Einzelhandel, das letztlich beim Verbraucher landet.

Forderung nach politischem Handeln auf EU-Ebene

Auch DUH-Expertin Reinhild Benning sprach sich für ein entschlossenes Vorgehen gegen die Missstände aus. Ihrer Einschätzung nach stellten Antibiotikaresistenzen und Keimbelastungen im Fleisch eine ernstzunehmende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten daher Produkte aus der Billigproduktion meiden. Das Problem könne jedoch nicht allein durch individuelles Konsumverhalten gelöst werden – es sei Aufgabe der Politik, die strukturellen Ursachen zu beseitigen. Benning verwies darauf, dass andere EU-Staaten bereits strengere Vorschriften zur Eindämmung von Preis- und Produktionsdruck in der Lebensmittelkette eingeführt hätten. Diese Maßnahmen würden derzeit auch auf EU-Ebene diskutiert und sollten von der neuen Bundesregierung aktiv unterstützt und umgesetzt werden.

Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vom 03.04.2025