Ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis aus 40 Organisationen fordert zur bevorstehenden Innenministerkonferenz ein bundesweites Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk. Zu den Unterstützern zählen unter anderem die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die Gewerkschaft der Polizei (GdP), die Bundesärztekammer, PETA Deutschland, der Deutsche Naturschutzring (DNR) und der Landesseniorenbeirat Berlin. Sie sprechen sich für eine Änderung der Ersten Sprengstoffverordnung aus, um den Verkauf und Gebrauch von Feuerwerk zum Jahreswechsel vollständig zu untersagen. Die von der Innenministerkonferenz diskutierten kommunalen Handlungsspielräume und Verbotszonen reichen ihrer Ansicht nach nicht aus, um Menschen, Tiere und Umwelt effektiv zu schützen.
Gesundheitsrisiken und gesellschaftliche Verantwortung
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, betont, dass die wiederkehrenden negativen Folgen privaten Feuerwerks nicht ignoriert werden dürften. Wer dies tue, handele fahrlässig und trage Mitverantwortung für tausende Verletzungen, Angriffe auf Einsatzkräfte, Todesfälle, Feinstaubbelastung und Brände. Laut Resch unterstütze die Mehrheit der Bevölkerung ein Verbot. Das Bündnis habe auf Landesebene intensive politische Gespräche geführt, die gezeigt hätten, dass es in der Politik ein wachsendes Interesse an einem bundesweiten Verbot gebe. Die Forderung an Bund und Länder sei daher klar: Der „Silvester-Wahnsinn“ müsse endlich beendet werden – rechtlich reiche dafür die Streichung von lediglich zwei Sätzen in der Ersten Sprengstoffverordnung.
Belastung für Polizei und Rettungskräfte
Jochen Kopelke, Bundesvorsitzender der GdP, erklärte, dass Polizistinnen und Polizisten zu Silvester mehr Unterstützung benötigten. Angesichts der vielen Verletzten, Explosionen und umfangreichen Polizeieinsätze sei es richtig und wichtig, dass sich die Innenministerkonferenz mit diesem Thema befasse. Er begrüßte die laufende Debatte über ein mögliches Böllerverbot und die bevorstehenden politischen Entscheidungen.
Dramatische Zunahme schwerer Augenverletzungen
Auch aus medizinischer Sicht wird das Verbot unterstützt. Ameli Gabel-Pfisterer, leitende Oberärztin für Augenheilkunde am Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam, berichtete, dass die Silvesternacht für Augenärztinnen und -ärzte eine Ausnahmesituation darstelle. Trotz maximaler medizinischer Versorgung ließen sich in schweren Fällen Erblindung, Sehbeeinträchtigungen, Operationen oder kosmetische Schäden häufig nicht vermeiden. Seit 2021 habe sich die Zahl der Verletzten im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie verdoppelt. Besonders alarmierend sei die Zunahme schwerer Verletzungen des Augapfels und damit einhergehender Kopfverletzungen – teilweise mit tödlichem Ausgang. Unter den Betroffenen seien auffallend viele Kinder unter zwölf Jahren: Über 900 mussten in den vergangenen neun Jahren wegen Augenverletzungen behandelt werden. Ein Großteil der Verletzten sei nicht aktiv beteiligt gewesen, sondern lediglich Passanten oder Zuschauer. Die Dunkelziffer sei erheblich, da Augenverletzungen nur rund zehn Prozent aller feuerwerksbedingten Verletzungen ausmachten.
Bündnis widerlegt Gegenargumente in neuem Hintergrundpapier
Zur Untermauerung seiner Forderung legt das Bündnis ein neues Hintergrundpapier vor, das gängige Mythen und Gegenargumente gegen ein Böllerverbot entkräften soll. Damit soll eine fundierte Grundlage für die Diskussion auf der Innenministerkonferenz geschaffen werden.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vom 10.06.2025