Zehn Jahre Masterplan Ems 2050: Erfolge für Natur und Region

Fabian

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Zehn Jahre nach dem Abschluss des „Masterplans Ems 2050“ zog Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer eine positive Bilanz: Die Ergebnisse könnten sich „mehr als sehen lassen“, betonte er. Sie kämen sowohl den Menschen an der Ems als auch der Umwelt, der Wirtschaft und der gesamten Region zugute. Aus Anlass des Jubiläums wurde am heutigen Donnerstag ein Festakt mit rund 100 Gästen im Rathaus von Westoverledingen (Landkreis Leer) veranstaltet.

Erreichte Meilensteine und Ausblick

Der Umweltminister berichtete, dass die im Vertrag festgelegten Meilensteine bislang erreicht worden seien. So seien in diesem Frühjahr zwei Polder mit ästuartypischen Lebensräumen fertiggestellt worden. Außerdem habe man die vertraglich bis 2025 vorgesehenen Flächenziele für den Wiesenvogelschutz bereits übertroffen. Für das dritte Quartal kündigte Meyer den Start des Planfeststellungsverfahrens für das zentrale Projekt zur Verbesserung der Wasserqualität an: die flexible Tidesteuerung.

Ausgleich und Zusammenarbeit als Erfolgsfaktor

Meyer hob hervor, dass bei allen Maßnahmen an der Ems großer Wert auf einen fairen Ausgleich gelegt werde. Es sei essenziell, Umweltverbände, Kommunen, Häfen, Wirtschaft und Landwirtschaft gleichermaßen einzubeziehen. Als Beispiele nannte er den Bau eines neuen Großschiffsliegeplatzes im Emder Hafen zur Kompensation möglicher Einschränkungen durch die Tidesteuerung sowie das gemeinsame Vorgehen beim Ausbau des Emskais, um die Gewässerqualität rasch zu verbessern.

Mehr Lebensräume und wirtschaftlicher Gewinn

Der Minister erklärte weiter, dass die Wiederherstellung flusstypischer Lebensräume im Einklang mit verschiedenen Interessen erfolge. Ihm sei bewusst, dass die Tidesteuerung zahlreiche Akteure betreffe. Am Ende würden die Maßnahmen nicht nur der Naturentwicklung an und in der Ems zugutekommen, sondern auch die wirtschaftliche Prosperität der Region fördern, indem Umwelt- und Lebensqualität gesteigert würden. Der Masterplan Ems sei ein beispielhaftes Modell für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Vertragspartnern und Interessenvertretern der Region.

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Tidesteuerung als zentrales Projekt

Meyer bezeichnete die Tidesteuerung mithilfe des Emssperrwerks als zentrales Projekt des Masterplans. Ziel sei es, die Gewässerqualität im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu verbessern und natürliche Lebensräume wiederherzustellen. Obwohl schon viel erreicht worden sei, gebe es noch weitere Aufgaben. Eine deutliche Verbesserung der Wasserqualität werde sich auch positiv auf Nebengewässer und neu geschaffene Lebensräume auswirken.

Ökologie und Ökonomie im Einklang

Besonders betonte der Minister die gleichberechtigte Berücksichtigung von Ökonomie und Ökologie im Vertrag. Der Masterplan Ems 2050 habe einen zuvor jahrelangen Konflikt um den Zustand der Ems befrieden können. Meyer erklärte, dass wirtschaftlicher Erfolg nur bei gleichzeitiger ökologischer Verbesserung möglich sei. Während früher noch heftig über Schiffsüberführungen gestritten worden sei, akzeptiere man heute die Notwendigkeit, sowohl die Wirtschaft zu unterstützen als auch die Ems sauberer und naturnäher zu gestalten.

Präsentation von Projekten und Talkrunden

Im Rahmen der Veranstaltung wurden verschiedene Projekte des Masterplans vorgestellt. Die Planung und Umsetzung der Maßnahmen liegen beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der eng mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Ems-Nordsee kooperiert. In mehreren Talkrunden berichteten Vertreter der Vertragspartner über ihre bisherigen Erfahrungen und Ergebnisse. Unter anderem kamen Frank Doods, Niedersachsens Wirtschaftsstaatsekretär, Eric Oehlmann, Leiter der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, sowie Experten aus Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Tourismus zu Wort.

Coldemüntje als symbolischer Veranstaltungsort

Westoverledingen wurde bewusst als Veranstaltungsort gewählt, da im Ortsteil Coldemüntje der erste tidebeeinflusste Lebensraum in diesem Frühjahr in den Testbetrieb ging. Am Nachmittag erhielten die Gäste vor Ort Einblicke in das Projekt. Ursprünglich war der Polder in der Planungsphase umstritten gewesen, doch nach intensiven Gesprächen konnte ein Kompromiss zwischen Planern und Gemeinde gefunden werden.

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Hintergrund: Der Masterplan Ems 2050

Das Niedersächsische Umweltministerium koordiniert die Umsetzung der Ziele und Maßnahmen, die die neun Vertragspartner im Frühjahr 2015 vereinbart hatten. Der Vertrag verfolgt mehrere zentrale Ziele: die Lösung des Schlickproblems in der Ems, die Wiederherstellung typischer Lebensräume von Gezeitenflüssen, den Schutz von Vogelarten und ihren Lebensräumen sowie den Erhalt der Bundeswasserstraße Ems und die Sicherung der wirtschaftlichen Entwicklung der Region. Der Abschluss des Vertrages war notwendig geworden, nachdem die EU-Kommission Deutschland wegen mehrfacher Verstöße gegen Umweltrichtlinien ein Vertragsverletzungsverfahren angedroht hatte.

Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des Niedersächischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz vom 24.04.2025