Die Berichterstattung im SPIEGEL über schwerwiegende Tierschutzverstöße – auch in Betrieben mit den als hochwertig geltenden Haltungsform-Stufen 3 und 4 sowie anderen privaten Labeln – kommentiert Patrick Müller, Experte für Tierhaltung beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Schockierende Zustände trotz Premiumsiegel
Laut Müller seien die gezeigten Bilder erschütternd und das dokumentierte Tierleid kaum auszuhalten. Die Recherchen des SPIEGEL in Zusammenarbeit mit der Tierrechtsorganisation ARIWA würden deutlich machen, dass gravierende Missstände selbst in Ställen mit angeblich hohem Standard zu finden seien – darunter Betriebe mit Premiumsiegeln und Zertifizierungen der Haltungsform-Stufen 3 und 4.
Private Labels halten Versprechen nicht
Müller betonte, dass die Einführung privater Initiativen wie der Haltungsform des Einzelhandels ursprünglich ein wichtiger Schritt für mehr Tierschutz gewesen sei. Doch die aktuellen Enthüllungen zeigten aus seiner Sicht, dass diese privaten Labels ihre Versprechen nicht einlösen würden. Daher sei eine grundlegende Reform der Kontrollmechanismen dringend erforderlich.
Gesetzliche Regelungen ausbauen statt abschaffen
Darüber hinaus forderte Müller, das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz nicht nur abzusichern, sondern auch deutlich auszuweiten. Nur durch mehr staatliche und verlässliche Kontrollen ließen sich sowohl der Tierschutz als auch der Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher verbessern. Die aktuellen Vorfälle verdeutlichten, dass das Gesetz nicht abgeschafft, sondern vielmehr auf alle Tierarten, sämtliche Lebensphasen der Tiere und alle Vermarktungswege ausgedehnt werden müsse. Verbraucher*innen müssten sich auf die Angaben auf Verpackungen verlassen können.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des BUND’s vom 27.05.2025