„Otterstadt Berlin“: Neues Schutzprojekt für den Fischotter gestartet

Fabian

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Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Stiftung Naturschutz Berlin (SNB) intensivieren ihre Bemühungen zum Schutz des Fischotters. Das Förderprojekt „Wohnrauminitiative für den Fischotter“ hat in den letzten anderthalb Jahren wertvolle Erkenntnisse über die Rückkehr und Bedürfnisse der Art geliefert. Nun startet das Folgeprojekt „Otterstadt Berlin“. Beide Vorhaben werden von der DUH gemeinsam mit den Stadtnatur-Rangern der SNB umgesetzt und durch Mittel aus der Jagdabgabe finanziert. Marco Philippi, Projektleiter bei der DUH, betonte, dass der Fischotter sinnbildlich für den Zustand der Flüsse stehe, da er auf sauberes Wasser, begrünte Ufer und ungestörte Rückzugsräume angewiesen sei. Wer den Fischotter schütze, trage auch zum Erhalt zahlreicher weiterer Tier- und Pflanzenarten bei und verbessere letztlich auch die Lebensqualität der Menschen. Ziel des Projekts sei es, zu zeigen, dass Naturschutz auch im urbanen Raum, direkt am Fluss, möglich sei.

Erkenntnisse aus der „Wohnrauminitiative für den Fischotter“

Die wichtigste Erkenntnis des ersten Projekts ist, dass der Fischotter nach Berlin zurückgekehrt ist. An mindestens acht Standorten konnten DUH und SNB-Ranger seine Anwesenheit in der Hauptstadt nachweisen. In Deutschland gilt die Art weiterhin als gefährdet und steht unter strengem Schutz. Über lange Zeit galt der Fischotter in Berlin als ausgestorben.

Ein zentrales Ergebnis war außerdem, dass intensive Störungen den Lebensraum des Tieres gefährden. Menschenmengen, dichter Straßenverkehr, Schleusen sowie innerstädtisch verbaute und kanalisierte Flussabschnitte – insbesondere an der Spree – stellen erhebliche Barrieren dar. Gerade in städtischen Räumen, in denen Flüsse stark verändert wurden, entstehen kritische Hindernisse für Tiere, die in und an Gewässern leben.

Neues Projekt „Otterstadt Berlin“: Maßnahmen für mehr Schutz

Das Nachfolgeprojekt „Otterstadt Berlin“ greift die bisherigen Erkenntnisse auf und entwickelt darauf basierend Schutzmaßnahmen. Der Fokus liegt auf der Erfassung der Verbreitung, der Populationsgröße sowie auf der Identifikation und Bewertung potenzieller Gefahrenstellen.

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Eine geplante Gefährdungsanalyse soll Risiken im aktuellen Verbreitungsgebiet erfassen. Diese Analyse soll Grundlage für Empfehlungen an die zuständigen Naturschutzbehörden bilden. Die Uferkartierung im Vorgängerprojekt hat verdeutlicht, dass befestigte Uferzonen – beispielsweise mit Spundwänden – problematisch für den Fischotter sind. Vor allem an kleineren Fließgewässern wurden Gefahrenstellen an zahlreichen Brücken festgestellt. Dort sollen sogenannte Bermen eingebaut werden, um dem Otter sichere Wege zu ermöglichen.

Sensibilisierung und Unterstützung von Behörden

Ein zentrales Ziel des Projekts ist es, Behörden für die Belange des Fischotterschutzes zu sensibilisieren und sie dazu zu befähigen, geeignete Maßnahmen eigenständig umzusetzen. Dabei spielen natürliche Uferstrukturen und ungestörte Rückzugsräume eine entscheidende Rolle für die Fortpflanzung und das Überleben der Tiere.

Das Projektteam der DUH prüft zudem, ob technische Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung – wie künstliche Schwimminseln oder „Vertical Wetlands“, bepflanzte Kästen an Spundwänden – vom Fischotter angenommen werden.

Vernetzung von Lebensräumen und freiwilliges Engagement

Um dem Fischotter die sichere Wanderung durch Berliner Gewässer zu ermöglichen und neue Reviere zu erschließen, sollen Umgehungsmöglichkeiten, geeignete Lebensraumstrukturen und sogenannte Trittsteinbiotope geschaffen werden. Bei der Umsetzung werden auch Freiwillige und Stadtnatur-Ranger im Rahmen von Aktionstagen eingebunden.

Weiterbildung und Erfassung von Totfunden

Die DUH plant weiterhin die Durchführung von Seminaren rund um den Fischotter. Während im ersten Projekt vor allem Stadtnatur-Ranger sowie ehrenamtlich engagierte Naturschützerinnen und Naturschützer geschult wurden, sollen künftig auch Planungsbüros sowie Jägerinnen und Jäger eingebunden werden. Ziel ist es unter anderem, Totfunde zu erfassen und die Kadaver für weitere Untersuchungen an das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) weiterzuleiten.

Fachlicher Austausch im Fokus

Auch der interdisziplinäre Austausch soll im Rahmen des neuen Projekts fortgesetzt werden. Bereits im ersten Projekt fand eine Fachtagung mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Bereichen Naturschutz, Gewässerunterhaltung, Wasserbau und Wissenschaft statt. Dabei wurde ein gemeinsamer Dialog über den Schutz des Fischotters sowie die Nutzung und Gestaltung der Berliner Gewässer angestoßen.

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Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vom 04.04.2025