Methan-Verordnung: DUH kritisiert schleppende Umsetzung in Deutschland

Fabian

Biogasanlage
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Berlin, 29. Juli 2025 – Zum einjährigen Bestehen der EU-Methan-Verordnung zieht die Deutsche Umwelthilfe (DUH) eine ernüchternde Bilanz. Seit dem 5. August 2024 sind Unternehmen der Kohle-, Gas- und Ölindustrie verpflichtet, ihre Methan-Emissionen zu erfassen und zu berichten. Die DUH bemängelt jedoch erhebliche Mängel bei der nationalen Umsetzung: In 11 von 16 Bundesländern sei bislang keine zuständige Kontrollbehörde benannt worden, obwohl die Frist zur Benennung bereits im Februar 2025 abgelaufen sei. Außerdem liege bisher kein Gesetzesentwurf der Bundesregierung vor, der den Umgang mit Verstößen und die Höhe von Sanktionen regelt.

Fehlende Behörden und gesetzliche Regelungen

Stichprobenartige Kontrollen durch die DUH und die Clean Air Taskforce im Juni hätten zahlreiche potenzielle Verstöße aufgedeckt. Infolge einer Beschwerde der DUH prüfe nun das niedersächsische Umweltministerium diese Fälle. Die DUH fordert deshalb, dass Bund und Länder die bestehenden Umsetzungslücken rasch schließen.

Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz bei der DUH, erklärte, es sei offensichtlich, dass sich nicht alle Unternehmen auf die veränderte Rechtslage eingestellt hätten. Die Zeit der intransparenten Selbstkontrolle der Gasindustrie sei vorbei. Nun müssten auch Bund und Länder ein deutliches Signal setzen, dass sich die Praxis in der Industrie an die neue Rechtslage anpassen müsse. Zerger betonte, die Behörden müssten Verstöße aktiv identifizieren und konsequent sanktionieren. Die Tatsache, dass viele Bundesländer bislang nicht einmal zuständige Stellen benannt hätten, bezeichnete er als inakzeptabel – sie schade nicht nur dem Klima, sondern untergrabe auch Deutschlands Glaubwürdigkeit als selbsternannter „Methane Champion“.

Europäische Umsetzung bleibt ebenfalls lückenhaft

Auch auf europäischer Ebene gebe es deutliche Defizite bei der Umsetzung der Verordnung. Dies zeige ein neuer „Umsetzungs-Tracker“, der zum ersten Jahrestag der Verordnung vom European Civil Society Observatory on Methane (CSO-M) veröffentlicht wurde. Dieses Bündnis aus 20 zivilgesellschaftlichen Organisationen aus ganz Europa, das gemeinsam von der DUH und dem Environmental Defense Fund Europe koordiniert wird, dokumentiere und bewerte die Fortschritte der einzelnen EU-Mitgliedsstaaten bei der Umsetzung der Methan-Verordnung. Die beteiligten Organisationen fordern von den Staaten, ihren Verpflichtungen endlich nachzukommen und eine einheitliche, effektive Umsetzung sicherzustellen.

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Methan als Klimatreiber

  • Methan entweicht insbesondere bei der Förderung und beim Transport fossiler Energieträger – etwa an Bohrlöchern oder Verdichterstationen. Über einen Zeitraum von 20 Jahren wirke Methan mehr als 80-mal stärker klimawirksam als CO₂ und habe bereits mehr als ein Drittel zur bisherigen Erderwärmung beigetragen.
  • Die Methan-Verordnung verpflichtet Unternehmen nicht nur zur Emissionserfassung und Berichterstattung, sondern auch zur regelmäßigen Leckagesuche und -behebung. Zudem sind das routinemäßige Abblasen und Abfackeln von Gas künftig untersagt.
    Rolle des CSO-M
  • Das European Civil Society Observatory on Methane (CSO-M) ist ein zivilgesellschaftliches Netzwerk von 20 Organisationen aus ganz Europa. Es verfolgt das Ziel, die Umsetzung der Methan-Verordnung in den EU-Mitgliedsstaaten transparent zu begleiten und kritisch zu bewerten. Die Koordination des Netzwerks erfolgt durch die Deutsche Umwelthilfe und den Environmental Defense Fund Europe.

Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vom 29.07.2025