Am Tag der biologischen Vielfalt äußert sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) besorgt über die zunehmenden Auswirkungen von Hitze und Trockenheit auf Menschen, Tiere und Pflanzen. Der Verband fordert von der Bundesregierung entschlossene Maßnahmen gegen das Artensterben und die Klimakrise. Verena Graichen, Geschäftsführerin Politik beim BUND, erklärte, dass die Klimakrise bereits heute ernsthafte Folgen zeige. Viele Arten und Lebensräume seien bedroht. Die derzeitige Trockenheit sei mehr als nur eine Wetterlage – sie sei Ausdruck zunehmender Extremwetterereignisse infolge des Klimawandels. Die Regierung unter Friedrich Merz müsse jetzt entschieden handeln und den „Klimaschutz-Turbo“ zünden. Gesunde Ökosysteme seien dringend notwendig. Vom Umweltminister Carsten Schneider erwarte der BUND ein rasches, umfassendes Klimaschutzprogramm, um die gesteckten Klimaziele noch erreichen zu können.
Klimaanpassung erfordert gesunde Ökosysteme
- Klimaanpassung bedeute mehr als bloßen Schutz vor Trockenheit. Zentral seien der Umbau der Landwirtschaft, der Schutz von Ressourcen wie Wasser, Luft und Böden sowie eine deutliche Reduktion des Flächenverbrauchs. All diese Maßnahmen seien notwendig, um die biologische Vielfalt – und damit die Grundlagen menschlichen Lebens – zu erhalten.
- Graichen forderte die Regierung eindringlich auf, die biologische Vielfalt umfassend zu schützen. Es sei ein schwerwiegendes Versäumnis, dass eine intakte Natur bislang nur als Nebenschauplatz behandelt werde. Jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, Landschaften widerstandsfähiger gegen die Klimakrise zu machen – im Interesse von Natur, Landwirtschaft und Gesellschaft.
BUND fordert gesetzlich verankerten Biodiversitätsschutz
Die bisherigen politischen Strategien, Aktionspläne und Gesetze seien laut BUND nicht ausreichend, um die Ursachen des Artensterbens zu bekämpfen, naturschutzfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen und den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen. Daher habe der Verband im Herbst eine sogenannte „Naturschutzklage“ beim Bundesverfassungsgericht eingereicht. Ziel sei es, den Gesetzgeber zu verpflichten, ein umfassendes Konzept zum Schutz der biologischen Vielfalt zu erarbeiten.
Graichen wies darauf hin, dass gesunde, artenreiche Ökosysteme einen besseren Schutz vor Extremwetterereignissen wie Dürren, Starkregen oder Überschwemmungen böten. Humusreiche Böden, naturnahe Wälder und Gewässer sowie strukturreiche Auen und intakte Moore wirkten als natürliche Wasserspeicher. Wenn diese Systeme durch Trockenstress geschädigt oder durch Dürre absterben, gehe ihre Fähigkeit verloren, Kohlenstoff zu speichern und Wasser zurückzuhalten – ein Teufelskreis, der die Klimakrise weiter verschärfe. Deshalb sei die Wiederherstellung solcher Ökosysteme ein zentrales Element sowohl bei Dürre als auch bei Starkregen.
Waldwende als Schlüssel zum Klimaschutz
Wälder gelten als „grüne Lunge“ des Planeten und als bedeutende Kohlenstoffspeicher. Inzwischen seien sie in Deutschland jedoch – wie auch anderswo – zunehmend selbst zu Treibhausgasquellen geworden. Angesichts der aktuellen Einschätzung des Expertenrats für Klimafragen und des kritischen Zustands vieler Wälder betonte Graichen, dass Waldschutz und Klimaschutz untrennbar miteinander verbunden seien.
Für die Bundesregierung bedeute dies, dass Maßnahmen zur Energieeinsparung, der Ausstieg aus fossilen Energieträgern sowie ein schneller Umstieg auf hundert Prozent erneuerbare Energien zwingend notwendig seien. Zudem sei eine Waldwende überfällig: Gesetzliche Vorgaben und finanzielle Anreize sollten eine schonende Waldnutzung, einen nachhaltigen Holzeinschlag und den Umbau instabiler Nadelforste zu widerstandsfähigen Laubmischwäldern fördern.
Dürre bedroht Artenvielfalt und ökologische Gleichgewichte
Durch den Klimawandel habe sich das Wachstumsmuster der Natur verändert. Pflanzen blühten im Durchschnitt 10 bis 20 Tage früher als noch vor einigen Jahrzehnten. Das habe weitreichende Folgen für Tiere, die auf bestimmte Zeitfenster zur Nahrungssuche oder Fortpflanzung angewiesen seien. Zugvögel wie Nachtigall und Mauersegler fänden zu spät Nahrung oder geeignete Brutbedingungen, wenn sich das Ökosystem asynchron entwickle.
Graichen wies darauf hin, dass die anhaltende Trockenheit insbesondere Tierarten wie Fische und Amphibien stark belaste. Fischen fehle es an Sauerstoff im Wasser, Amphibien verlören durch ausgetrocknete Laichplätze sogar ganze Lebensräume. Insekten litten unter dem Mangel an blühenden Pflanzen, was wiederum Vögel, Fledermäuse und Kleinsäuger wie Maulwürfe und Gartenschläfer betreffe, die auf diese Nahrung oder auf Feuchtgebiete angewiesen seien. Die Dürre bedrohe so ganze Nahrungsketten und letztlich auch die menschliche Existenz durch Ernteausfälle.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des BUND’s vom 22.05.2025