Die streng geschützte Europäische Wildkatze kehrt langsam in die deutschen Wälder zurück. Doch eine eher unscheinbare Bedrohung geht von einer tierischen Alltagsbekanntschaft aus – der Hauskatze. Insbesondere unkastrierte Freigänger stellen eine Gefahr dar: Sie können sich mit Wildkatzen paaren und dadurch die genetische Reinheit der Wildkatze gefährden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt, dass die sogenannte Hybridisierung langfristig zu einem Verlust der artspezifischen Merkmale führen könne. Dadurch gingen wichtige Anpassungen der Wildkatze an ihren natürlichen Lebensraum verloren. Zusätzlich könnten Hauskatzen gefährliche Krankheiten übertragen, die für Wildkatzen oft tödlich enden.
Gefahr durch Verwechslung: Wildkatzenjunge in Gefahr
Ein weiteres Risiko besteht in der Verwechslung von Wildkatzenjungen mit ausgesetzten Hauskatzen. Immer wieder nähmen Menschen junge Wildkatzen aus dem Wald mit, in dem Glauben, ein hilfloses Haustier zu retten. Dabei handle es sich nicht um ausgesetzte Tiere – in der Regel seien die Jungtiere lediglich vorübergehend von ihrer Mutter zurückgelassen worden, während diese auf Nahrungssuche sei. Solche unbeabsichtigten Eingriffe könnten den Tod der Jungtiere zur Folge haben und seien zudem gesetzlich verboten.
Größeres Ungleichgewicht zwischen Haus- und Wildkatzen
Pauline Münchhagen, Naturschutzexpertin beim BUND und Koordinatorin des Projekts „Wildkatzenwälder von morgen“, betont, dass die Rückkehr der Wildkatze in Zeiten des Artensterbens eine erfreuliche Entwicklung sei. Gleichzeitig gebe es jedoch noch viele Herausforderungen zu bewältigen, um den Bestand langfristig zu sichern. In Deutschland stünden etwa 8.000 Wildkatzen rund 15 Millionen Hauskatzen gegenüber. Hinzu kämen etwa zwei Millionen verwilderte Streunerkatzen. Jedes nicht kastrierte Tier erhöhe das Risiko der Hybridisierung und trage zur weiteren Ausbreitung verwilderter Katzen bei.
Was Katzenhalter*innen zum Schutz beitragen können
Laut Münchhagen könne jede Katzenhalterin und jeder Katzenhalter einen Beitrag zum Schutz der Wildkatze leisten. Eine zentrale Maßnahme sei die Kastration von Freigänger-Katzen. So lasse sich nicht nur die genetische Durchmischung mit Wildkatzen verhindern, sondern auch das Elend weiterer verwilderter Katzen eindämmen.
Schutz durch Lebensraumvernetzung
Der BUND spricht sich zudem für eine Ausweitung geeigneter Lebensräume aus. Genetische Untersuchungen der Wildkatze hätten gezeigt, dass es in großflächigen, naturbelassenen Waldgebieten kaum zu Hybridisierung komme. Diese Gebiete böten ausreichend Rückzugsräume und Schutz. Das Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ ziele darauf ab, artenreiche und vernetzte Lebensräume zu schaffen. Diese seien nicht nur für die Wildkatze von Bedeutung, sondern auch für viele andere bedrohte Arten. Zudem könnten strukturreiche Wälder Klimaextreme besser ausgleichen und seien widerstandsfähiger gegenüber Stürmen und Austrocknung.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des BUND’s vom 02.04.2025