EU-Minister*innen verschärfen Fischereikrise in der Ostsee?

Fabian

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Die Fischereiministerinnen der Europäischen Union haben eine Entscheidung getroffen, die die Krise der Ostseefischerei weiter verschärft und negative Signale an die in Kolumbien stattfindende Weltbiodiversitätskonferenz sendet. Auch im Jahr 2025 bleibt es erlaubt, den bedrohten westlichen und östlichen Dorsch sowie den westlichen Hering als Beifang zu fischen. Trotz der bedenklichen Entwicklung der Fischbestände wird die Fangquote für Heringe und Sprotten in der zentralen Ostsee erneut hoch angesetzt: Hunderttausende Tonnen dieser Schwarmfische dürfen abgefischt werden, obwohl ihre Population seit Jahren abnimmt. Diese Überfischung destabilisiert das Ökosystem, was sich auch negativ auf bedrohte Arten wie Schweinswale und Dorsche auswirkt, die dadurch weniger Nahrung finden. Die Entscheidung der Ministerinnen scheint eher im Interesse der industriellen Fischerei und der Produktion von Fischmehl zu liegen, statt die kleine Küstenfischerei zu unterstützen.

Kritik am fehlenden Einsatz für die Ostsee-Rettung

Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND, äußerte Enttäuschung und Kritik an der Entscheidung der Minister*innen. Er erklärte, dass diese gezeigt hätten, kein Interesse daran zu haben, die Ostsee zu retten und keinen Beitrag zur Erholung der Meeresökosysteme zu leisten.

Beifangquoten verhindern Erholung des Dorsch-Bestands

Obwohl die gezielte Fischerei auf Dorsch untersagt ist, erlaubt eine Beifangquote weiterhin das Mitfangen der Dorsche, um die Fischerei auf Plattfische in denselben Gebieten fortzusetzen. Da die Dorschpopulation inzwischen stark dezimiert ist, kann schon die Beifangquote die Erholung dieser Art verhindern. Zudem werden mehr als die Hälfte der gefangenen Dorsche wieder über Bord geworfen, weil sie als zu klein oder zu dünn angesehen werden. Ähnlich hohe Rückwürfe betreffen auch Schollen: Je nach Fanggebiet werden bis zu 80 Prozent der gefangenen Schollen zurück ins Meer geworfen.

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Notwendigkeit einer Zwangspause für die Fischerei

Die aktuelle Lage zeigt, dass ohne Fische weder die Ostsee noch die Fischerei selbst eine Zukunft haben. Da es keine zielgerichteten Maßnahmen zur Erholung der Fischbestände gibt, fordert der BUND eine Zwangspause für die Fischerei. Diese Zeit wäre notwendig, damit sich die Bestände wieder erholen und stabile Populationen erreichen können, die nachhaltig bewirtschaftet werden könnten. In dieser Zwischenzeit solle ein ökosystembasiertes Fischereimanagement umgesetzt werden, um die Gesundheit der Fischbestände zu sichern und die Bedürfnisse aller Meereslebewesen zu berücksichtigen.

Forderungen an die Politik zur Umsetzung eines sozialökologischen Wandels

Bandt betont, dass bereits vor einem Jahr die Leitbildkommission Ostseefischerei Empfehlungen zur Reform der Fischerei in der Ostsee vorgelegt habe, von denen jedoch bisher keine umgesetzt oder angegangen worden sei. Mittlerweile existiere sogar eine Zukunftskommission Fischerei, und es liege in den Händen des grünen Fischereiministers Özdemir, den sozialökologischen Wandel in der Fischerei zu initiieren und ein nachhaltiges Vermächtnis zu hinterlassen.

Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des BUND’s vom 22.10.2024