Energiewende auf Sparflamme: Kritik an Reiche und DUH warnt vor Innovationsbremse

Fabian

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Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat die Leistungsbeschreibung für den sogenannten „Realitätscheck der Energiewende“ aus dem Bundesministerium für Wirtschaft erhalten. Aus dem Dokument gehe klar hervor, dass Wirtschaftsministerin Katherina Reiche offensichtlich plane, den Stromverbrauch für das Jahr 2030 und damit den notwendigen Ausbau der Erneuerbaren Energien bewusst niedrig anzusetzen. Die beauftragte Studie solle sich laut Vorgabe ausschließlich auf bestehende Entwicklungen konzentrieren. Zukunftsweisende Technologien wie Elektromobilität, Rechenzentren, Speichertechnologien, Wärmepumpen sowie die Modernisierung des Wirtschaftsstandorts würden darin hingegen nicht berücksichtigt.

Kritik an fehlender Innovationsförderung

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, bezeichnete die Studie als eine Verschwendung von Zeit und Steuergeld. Er erklärte, Ministerin Reiche verfolge offenbar eine ideologisch geprägte Politik, die auf Stillstand und Stagnation setze, anstatt Innovationen in Schlüsselbereichen voranzubringen. Es fehle an konkreten Plänen für den Ausbau klimafreundlicher Technologien wie grünem Stahl, Wärmepumpen, Elektromobilität, Speichern oder Rechenzentren für Künstliche Intelligenz. Die DUH fordere deshalb, dass sich das Wirtschaftsministerium endlich den entscheidenden Fragen widme – etwa, wie die Elektrifizierung zentraler Wirtschaftssektoren gelingen könne, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wie Öl und Gas zu reduzieren.

Vorgaben statt Marktmechanismen

Die Leistungsbeschreibung zeige auch, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht dem Markt überlassen werden solle. Stattdessen solle die Studie konkrete Vorgaben für Windenergie an Land und auf See, Photovoltaik auf Dächern und Freiflächen sowie Biogas und Biomethan enthalten. Darüber hinaus werde die Abscheidung und Speicherung von CO₂ (CCS) als mögliche Alternative zur Elektrifizierung betrachtet. Im Gebäudesektor sei bereits vorab einkalkuliert, dass Effizienzziele verfehlt werden. Auch bei der Wasserstoffproduktion spiele laut DUH nicht die Klimaverträglichkeit, sondern primär die Wirtschaftlichkeit eine Rolle – was Wasserstoff aus fossilem Gas begünstige. Wie sich durch das Verlangsamen des Ausbaus der Erneuerbaren tatsächliche Einsparungen erzielen lassen sollen, bleibe hingegen unbeantwortet – insbesondere mit Blick auf die verschärften Klimaziele ab 2030.

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Fossile Technologien statt Klimaschutz

Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz bei der DUH, kritisierte, dass anstelle der Nutzung des Kostenvorteils Erneuerbarer Energien deren Ausbau durch planwirtschaftliche Vorgaben ausgebremst werde. Gleichzeitig würden fossile Technologien wie CCS und Erdgas-basierter Wasserstoff gestärkt. Auch die Effizienzziele im Gebäudebereich würden faktisch aufgegeben. Wichtige Maßnahmen wie die Vereinfachung der Genehmigung von Speichern oder Energy-Sharing-Modellen fänden in dem Papier keine Berücksichtigung. Zerger warnte, dass sowohl Industrie als auch Verbraucherinnen und Verbraucher die Konsequenzen dieser verfehlten Politik teuer bezahlen müssten, sollte die Modernisierung der deutschen Wirtschaft weiterhin verschleppt werden.

Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vom 30.06.2025