Berlin, 27. März 2025 – Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) richtet einen Appell an Friedrich Merz, der als nächster Bundeskanzler gehandelt wird. Sie fordert ihn auf, sich entschieden gegen eine mögliche Reparatur und Wiederinbetriebnahme der umstrittenen Pipeline Nord Stream 2 zu positionieren. Hintergrund sind bekannt gewordene Pläne des US-Milliardärs Lynch, die Pipeline zu kaufen. Unterstützung dafür kam auch vom CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß, der aktuell für die Union an den Koalitionsverhandlungen teilnimmt.
Höchste CO₂-Belastung durch fossiles Großprojekt
Die DUH warnt davor, dass Nord Stream 2 nach wie vor das größte fossile Infrastrukturprojekt Europas darstellt. Sollte die Pipeline wieder instand gesetzt und vollständig betrieben werden, würde sie jährlich etwa 100 Millionen Tonnen CO₂ emittieren. Die ebenfalls erheblichen Methanemissionen entlang der Lieferkette seien dabei noch nicht eingerechnet.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, betonte, dieses fossile Großprojekt müsse dauerhaft auf dem Grund der Ostsee verbleiben. Er forderte Friedrich Merz auf, eine klare Absage zu erteilen. Andernfalls könnten nicht nur die deutschen Klimaziele gefährdet werden. Auch Frieden und Sicherheit in Europa seien bedroht, falls die Bundesregierung alte Fehler wiederhole. Müller-Kraenner warnte zudem, eine neue fossile Abhängigkeit dürfe keinesfalls entstehen, da Russland unter Präsident Putin Energie erneut als politisches Druckmittel einsetzen könnte.
Kein Bedarf für zusätzliche Gasimporte
Aus Sicht der DUH besteht derzeit keine energiewirtschaftliche Notwendigkeit für Gaslieferungen über Nord Stream 2. Die Bundesnetzagentur berichtet, dass der deutsche Gasverbrauch im Jahr 2024 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021 um 14 Prozent gesunken sei. Gleichzeitig seien erhebliche Kapazitäten für den Import von Flüssigerdgas (LNG) geschaffen worden. So waren die deutschen LNG-Terminals im Jahr 2024 lediglich zu 47 Prozent ausgelastet.
Die DUH weist darauf hin, dass durch fortschreitende Elektrifizierung sowie die Umsetzung des EU-Programms RePowerEU mit einem weiteren Rückgang des Gasverbrauchs in Deutschland und Europa zu rechnen sei.
DUH fordert klare energiepolitische Abgrenzung
Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz bei der DUH, erklärte, dass nationale Sicherheit und Klimaschutz eine Wiederbelebung fossiler Großprojekte ausschlössen. Die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 sei aus seiner Sicht ein überholtes Vorhaben. Aufgrund der bestehenden Überkapazitäten in der deutschen Importinfrastruktur und des sinkenden Bedarfs stelle sich die Frage, wer die zusätzlichen Gaslieferungen überhaupt noch abnehmen würde.
Zerger forderte die kommende Bundesregierung dazu auf, sich unmissverständlich zur Energiewende zu bekennen. Er betonte, dass Energieeffizienz und erneuerbare Energien den besten Schutz vor einer neuen fossilen Abhängigkeit darstellten.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vom 27.03.2025