Berlin, 11. April 2025 – Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt angesichts neuer Marktdaten vor einem weiteren Anstieg des Verbrauchs von Getränkedosen. Diese Verpackungsart gilt trotz verbesserter Recyclingverfahren nach wie vor als besonders umweltschädlich. Grundlage der Warnung ist eine aktuelle Erhebung des Marktforschungsunternehmens NIQ, der zufolge sich das Verkaufsvolumen alkoholfreier Getränke in Dosen in den letzten fünf Jahren um nahezu 47 Prozent auf über eine Million Tonnen erhöht hat. In Deutschland werden mittlerweile jährlich rund 5,3 Milliarden Getränkedosen verkauft. Um diesem Trend entgegenzuwirken, fordert die DUH von der neuen Bundesregierung die Einführung einer Einwegabgabe auf Getränkedosen sowie auf Einwegplastikflaschen. Ziel dieser Maßnahme sei es, den Mehrweganteil deutlich zu erhöhen.
Probleme in der Produktion und Nutzung
Laut Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH, seien Getränkedosen nicht umweltfreundlich und hätten eine der schlechtesten Klimabilanzen unter den Getränkeverpackungen. Der hohe Energieverbrauch – auch beim Recycling – sowie die Verwendung von Neumaterial, das sich häufig im Ober- und Unterboden der Dose befindet, kleine Füllmengen von bis zu 0,15 Litern und Innenbeschichtungen aus Kunststoff führten zu erheblichen Umweltbelastungen. Sie betonte, dass regional eingesetzte Mehrwegflaschen eine deutlich bessere ökologische Bilanz aufwiesen. Wer Klimaschutz ernst nehme, müsse dem Trend zu Einwegdosen entschieden entgegenwirken. Die DUH fordere daher eine Einwegabgabe von mindestens 20 Cent zusätzlich zum Pfand – als klares Signal für mehr Mehrweg und Klimaschutz.
Recycling schließt Neumaterial nicht aus
Ein weiterer Kritikpunkt der DUH betrifft das Recycling von Dosen. Obwohl laut Umweltbundesamt etwa 80 Prozent der Dosen aus recyceltem Material bestehen sollen, bedeute dies im Umkehrschluss, dass rund 20 Prozent aus Neumaterial stammen. Die Gewinnung dieses Neumaterials sei ökologisch besonders problematisch, da hierfür Bauxit abgebaut werden müsse – ein Prozess, der mit erheblichen Umwelteingriffen, dem Einsatz ätzender Chemikalien und der Entsorgung giftiger Schlämme einhergehe.
Recyclingkreislauf funktioniert nur bedingt
Hinzu komme, dass der recycelte Dosenschrott nicht ausschließlich zur Herstellung neuer Getränkedosen verwendet werde. Wie die Hersteller selbst berichten, fänden sich aus dem Material häufig langlebige Produkte wie Fahrradrahmen oder Aluminiumleitern. Diese Entwertung führe dazu, dass das Material über viele Jahre hinweg dem Recyclingkreislauf für Getränkedosen entzogen werde. Um den Bedarf an Dosen dennoch zu decken, müssten Hersteller auf Neumaterial zurückgreifen oder Dosenschrott aus dem Ausland importieren – was wiederum dort zu Engpässen und einem erhöhten Neumaterialeinsatz führe.
Thomas Fischer, Leiter der Kreislaufwirtschaft bei der DUH, erklärte in diesem Zusammenhang, dass der Import von Schrott das Umweltproblem lediglich verlagere, aber nicht löse. Er wies darauf hin, dass das auf vielen Dosen abgedruckte Unendlichkeitssymbol eine falsche Vorstellung vermittele. Auch bei Metallen sei ein unbegrenzter Recyclingkreislauf nicht realistisch. Bei jedem Recyclingvorgang von Aluminium gingen durch Umschmelzen oder Oxidation Materialanteile verloren, die durch Neumaterial ersetzt werden müssten.
Gesundheitliche Risiken durch Innenbeschichtung
Zusätzlich zu den ökologischen Problemen besteht laut DUH auch ein gesundheitliches Risiko. Um zu verhindern, dass Aluminium in das Getränk übergeht, werden Dosen auf der Innenseite mit sogenannten Epoxidharzen beschichtet. Früher wurde hierfür häufig die hormonaktive Chemikalie Bisphenol A (BPA) eingesetzt. Aufgrund zunehmender Regulierungen durch die EU setzen viele Hersteller inzwischen auf Ersatzstoffe. Allerdings stuften Untersuchungen des Umweltbundesamtes fast alle getesteten BPA-Alternativen ebenfalls als potenziell hormonell wirksam ein. Damit sei das Problem der Schadstoffbelastung in Getränkedosen noch nicht gelöst.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vom 11.04.2025