Berlin, 2.1.2025: Zwei Jahre nach Einführung der Mehrwegangebotspflicht hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) erneut erhebliche Verstöße in der Gastronomie aufgedeckt. Tests in Filialen von Burger King, Kentucky Fried Chicken, Nordsee und Vapiano zeigten, dass große Gastronomieketten weiterhin die gesetzlich vorgeschriebenen Mehrwegangebote boykottieren. In 7 von 15 getesteten Filialen wurden Verstöße festgestellt, die rechtliche Schritte nach sich ziehen. Die DUH kündigte an, Klagen bei zuständigen Landgerichten einzureichen, sollten die Unternehmen keine verbindlichen Unterlassungserklärungen abgeben. Trotz der Bewerbung von Mehrwegoptionen auf Schildern oder Bildschirmen wurden Testpersonen in vielen Fällen keine geeigneten Mehrwegbehältnisse angeboten. Besonders gravierend sei die Situation bei Kentucky Fried Chicken, wo in keiner der getesteten Filialen ein vollständiges Mehrwegangebot vorhanden war.
Forderung nach gesetzlichen Nachbesserungen
Die DUH bewertet die bisherigen Maßnahmen als unzureichend und fordert von der nächsten Bundesregierung umfangreiche Nachbesserungen. Als wesentliche Punkte nennt die DUH die Einführung einer bundesweiten Abgabe auf Einwegverpackungen und die Ausweitung der Mehrwegpflicht auf bisher ausgenommene Verpackungen wie Einwegboxen aus Papier und Aluminium.
Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH, erklärte, die Gastronomie nehme ihre Verpflichtungen nicht ernst. Sie führte aus, dass Ausreden wie angebliche Lieferengpässe oder die Beschränkung von Mehrwegoptionen auf Online-Bestellungen Verbraucherinnen und Verbraucher daran hinderten, umweltfreundliche Mehrwegverpackungen zu nutzen. Metz betonte die Notwendigkeit finanzieller Anreize für Mehrweglösungen und verwies auf kommunale Verpackungssteuern in Städten wie Tübingen und Konstanz, die erfolgreich zu einer Reduktion von Einwegmüll geführt hätten.
Kritik an bestehenden Mehrweg-Systemen
In den getesteten Vapiano-Filialen wurden zwar keine direkten Verstöße festgestellt, dennoch sei die Umsetzung verbesserungswürdig. Die Kette nutzt ein eigenes Mehrwegsystem mit hohen Pfandbeträgen von 5,50 Euro für Mehrwegbecher, was Verbraucherinnen und Verbraucher abschrecke. Gleichzeitig sei das Pfand für Mehrwegboxen mit lediglich 50 Cent viel zu niedrig, um eine effektive Rückgabe zu fördern.
Mehrweg-Angebote bleiben oft unbekannt
Elena Schägg, stellvertretende Leiterin für Kreislaufwirtschaft bei der DUH, wies darauf hin, dass die Gastronomie den Zugang zu Mehrwegoptionen unnötig kompliziert gestalte. Einheitliche und unternehmensübergreifende Mehrweg-Poolsysteme könnten die Nutzung erheblich erleichtern. Schägg kritisierte, dass in den 180 Testbesuchen der letzten zwei Jahre kein einziges Mal aktiv auf die Mehrwegoption hingewiesen wurde. Dadurch bleibe Mehrweg für viele Verbraucherinnen und Verbraucher unsichtbar.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der DUH e.V. vom 02.01.2025