Berlin, 12. Februar 2025 – Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat erstmals detaillierte Zahlen zu den gesundheitlichen Folgen der Luftverschmutzung für alle deutschen Landkreise und kreisfreien Städte veröffentlicht. Die Auswertung bislang unbeachteter Daten der Europäischen Umweltagentur (EEA) zeigt die dramatischen Auswirkungen von Feinstaub (PM2,5) und dem Dieselabgasgift Stickstoffdioxid (NO₂) auf die Sterblichkeit. Um den Gesundheitsnotstand zu bekämpfen und die Bevölkerung vor den Folgen der Luftverschmutzung zu schützen, fordert die DUH von der kommenden Bundesregierung eine zügige Umsetzung der EU-Grenzwerte für Luftschadstoffe spätestens bis 2028. In einem zweiten Schritt sollen bis 2035 auch die deutlich strengeren Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verbindlich gelten.
Höchste Todeszahlen in Berlin
Besonders alarmierend sind die Zahlen für Berlin: Jährlich sterben dort 3.527 Menschen an den Folgen der Feinstaubbelastung und 1.414 Menschen durch Stickstoffdioxid. Damit weist die Bundeshauptstadt die höchste absolute Anzahl an Todesfällen durch Luftschadstoffe in Deutschland auf.
Betrachtet man die Todesfälle im Verhältnis zur Bevölkerung, sind jedoch andere Regionen stärker betroffen. Bottrop und der Landkreis Görlitz verzeichnen mit 150 Todesfällen pro 100.000 Einwohner die höchste Sterblichkeit durch Feinstaub. Duisburg führt die Statistik bei den NO₂-Todesfällen mit 80 Todesfällen je 100.000 Einwohner an.
Auch in den am wenigsten belasteten Regionen bleibt die Sterblichkeit aufgrund der Luftverschmutzung hoch. So liegt der Landkreis Vulkaneifel mit 84 Todesfällen pro 100.000 Einwohner bei Feinstaub am unteren Ende der Skala, während im Landkreis Vorpommern-Rügen 22 Menschen pro 100.000 Einwohner jährlich an den Folgen von Stickstoffdioxid sterben.
DUH fordert schnelle Maßnahmen gegen Luftverschmutzung
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch betonte, dass kein einziger Landkreis in Deutschland von den gesundheitlichen Folgen der Luftverschmutzung verschont bleibe. Jede Verzögerung effektiver Maßnahmen koste täglich Menschenleben. Die künftige Bundesregierung müsse die Verbesserung der Luftqualität zur obersten Priorität machen – von Flensburg bis ins Allgäu und von Kleve bis Görlitz.
Um diesen Gesundheitsnotstand einzudämmen, sei eine konsequente Luftreinhalteoffensive erforderlich. Die neuen EU-Grenzwerte für Luftschadstoffe sollten bereits 2028 verbindlich werden, statt erst 2030. Bis spätestens 2035 müssten dann die strengeren WHO-Grenzwerte verpflichtend gelten. Die DUH kritisiert, dass wirtschaftliche Interessen der Automobilkonzerne nicht länger die Luftreinhaltepolitik bestimmen dürften.
Landkreise ebenfalls stark betroffen
Nicht nur Großstädte leiden unter der Luftverschmutzung. Auch in ländlichen Regionen sind die Zahlen alarmierend. Besonders betroffen sind die Landkreise Görlitz, Recklinghausen und Wesel mit 150, 143 bzw. 137 Todesfällen pro 100.000 Einwohner durch Feinstaub.
Bei Stickstoffdioxid führt der Rhein-Kreis Neuss mit 66 Todesfällen pro 100.000 Einwohner die Liste an, gefolgt vom Main-Taunus-Kreis und dem Kreis Mettmann mit jeweils 63 Todesfällen.
Luftverschmutzung fordert mehr Todesopfer als Verkehrsunfälle
- Die Gesamtzahlen der DUH-Auswertung verdeutlichen das Ausmaß des Problems: Im Jahr 2022 starben in Deutschland laut EEA 69.865 Menschen an den Folgen von Feinstaubbelastung und 28.464 Menschen aufgrund von Stickstoffdioxid.
- Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum gab es bundesweit rund 2.800 Verkehrstote. Diese Zahlen zeigen, dass die gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung ein flächendeckendes Problem darstellen, das dringend politische Maßnahmen erfordert.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vom 12.02.2025