Deutschland löscht erstmals Emissionszertifikate wegen Kohleausstieg

Fabian

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Deutschland hat erstmals Zertifikate aus dem Europäischen Emissionshandel gelöscht, um die klimapolitischen Effekte des gesetzlich beschlossenen Kohleausstiegs abzusichern. Insgesamt werden 514.000 Tonnen CO₂ in Form von Emissionszertifikaten dauerhaft vom Markt entfernt. Hintergrund dieser Maßnahme ist die Abschaltung der Kraftwerksblöcke Neurath A und Frechen im Jahr 2022. Diese führte im Jahr 2023 zu einer Einsparung von etwa 890.000 Tonnen CO₂.

Ergänzung zur Marktstabilitätsreserve

Ein großer Teil der durch den Kohleausstieg freigewordenen Emissionszertifikate wurde bereits automatisch durch die sogenannte Marktstabilitätsreserve (MSR) aus dem Markt genommen. Diese Reserve regelt die Menge an Zertifikaten, die im Rahmen des Emissionshandels versteigert werden. Um sicherzustellen, dass auch der verbleibende Anteil an Zertifikaten dem Markt entzogen wird, ergänze Deutschland diesen EU-Mechanismus durch eine nationale Löschung. Grundlage für die Berechnung der zu löschenden Menge sei die aktuelle Anzahl der im Umlauf befindlichen Zertifikate, die Ende Mai 2025 von der Europäischen Kommission veröffentlicht wurde. Diese Daten ermöglichen nun die Festlegung einer nationalen Löschmenge von 514.000 Zertifikaten. Die Löschung erfolgt durch eine Reduktion der regulären deutschen Auktionsmengen im Zeitraum von September bis Jahresende.

Vermeidung des Wasserbetteffekts

In den kommenden Jahren werde der Kohleausstieg zu weiteren Reduktionen klimaschädlicher Emissionen führen. Diese würden – sofern sie nicht bereits durch die MSR kompensiert werden – ebenfalls durch nationale Löschungen begleitet. Ziel sei es laut Bundesregierung, den sogenannten Wasserbetteffekt zu verhindern: Ohne die zusätzliche Löschung könnten die freiwerdenden Zertifikate an anderer Stelle innerhalb der EU oder in Ländern wie Island, Norwegen oder Liechtenstein genutzt werden, um dort mehr CO₂ auszustoßen. Dadurch könne der positive Klimaeffekt des Kohleausstiegs geschmälert werden. Die nationale Löschung solle daher sicherstellen, dass die durch den Kohleausstieg erzielten Emissionsminderungen dauerhaft im Emissionshandelssystem wirksam bleiben.

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Nächste Schritte im Auktionskalender

Für das Jahr 2025 beläuft sich die vorläufige deutsche Auktionsmenge auf insgesamt 96.764.500 Zertifikate. Voraussichtlich im Juli werde die European Energy Exchange (EEX), die als Auktionsplattform für Deutschland im Auftrag der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt agiert, den aktualisierten Auktionskalender für den Zeitraum von September bis Dezember veröffentlichen. Neben den regulären Kürzungen durch die MSR werde dann auch die nationale Löschmenge von den Auktionsmengen abgezogen.

Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des Umweltbundesamtes vom 25.06.2025