Im Jahr 2023 verzeichnete Deutschland einen Rückgang der Treibhausgasemissionen um 10,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2022. Dies geht aus Berechnungen hervor, die das Umweltbundesamt (UBA) am 15. Januar 2025 an die Europäische Kommission übermittelte. Insgesamt wurden rund 672 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt, 77 Millionen Tonnen weniger als im Vorjahr. Dieser Rückgang markiert den stärksten Rückgang der Emissionen seit 1990. Hauptursachen sind eine stark gesunkene Kohleverstromung, der Ausbau erneuerbarer Energien sowie ein Stromimportüberschuss bei gleichzeitig gesunkener Energienachfrage. Zudem zeigt die aktuelle Bundeswaldinventur eine deutliche Erhöhung der Emissionen im Landnutzungssektor. Die offizielle Schätzung der Emissionen für das Jahr 2024 wird Mitte März 2025 vorgelegt.
Klimaschutz und Herausforderungen laut UBA-Präsident
Der Präsident des UBA, Dirk Messner, betonte, die Daten für 2023 zeigten die positiven Auswirkungen der Klimaschutzmaßnahmen, insbesondere im Energiesektor. Jedoch seien Teile des Rückgangs auf die Wirtschaftskrise zurückzuführen. Er hob hervor, dass Deutschland dringend eine modernisierte, effizientere und klimafreundlichere Wirtschaft benötige. Gleichzeitig äußerte er Besorgnis darüber, dass der Wald von einer Kohlenstoffsenke zu einer Emissionsquelle geworden sei, was ein Umsteuern erfordere.
Emissionen im Energiesektor
Den stärksten Rückgang verzeichnete die Energiewirtschaft, die ihre Emissionen um 54,1 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente (21,1 Prozent) reduzierte. Dies resultierte aus einem geringeren Einsatz fossiler Brennstoffe, primär von Braunkohle, Steinkohle und Erdgas. Der Ausbau erneuerbarer Energien, Energieeinsparungen aufgrund höherer Verbraucherpreise sowie milde Winterwetterbedingungen trugen ebenfalls zum Rückgang bei.
Entwicklung der Emissionen in der Industrie
Die Industrie konnte ihre Emissionen im zweiten Jahr in Folge senken, auf 153 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente, ein Minus von sieben Prozent. Wesentliche Treiber waren die geringere Nutzung fossiler Brennstoffe und Produktionsrückgänge infolge der negativen Konjunkturentwicklung sowie gestiegener Herstellungskosten.
Emissionsminderung im Gebäudesektor
Im Gebäudesektor reduzierten sich die Emissionen um 7,6 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente (6,9 Prozent) auf etwa 103 Millionen Tonnen. Hauptgründe waren milde Wintertemperaturen, hohe Energiepreise und ein verstärkter Einsatz von Wärmepumpen, wodurch der Bedarf an Erdgas und Heizöl sank.
Rückgang der Verkehrsemissionen
Die Emissionen des Verkehrssektors gingen um 2,5 Millionen Tonnen (1,7 Prozent) auf 145 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente zurück. Verantwortlich hierfür war insbesondere ein geringerer Dieselverbrauch im Straßengüterverkehr durch schwere Nutzfahrzeuge.
Landwirtschaftliche Emissionen
In der Landwirtschaft sanken die Emissionen um 0,9 Millionen Tonnen auf 63 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Der Rückgang ist primär auf geringere Emissionen aus Böden und Düngereinsatz zurückzuführen.
Landnutzung und Forstwirtschaft: Vom Senker zur Quelle
Die Berechnung der Emissionen aus Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) berücksichtigte erstmals Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur. Diese zeigte, dass Dürrejahre ab 2018 ein großflächiges Absterben von Fichtenmonokulturen verursacht haben, die den Klimawandel nicht widerstehen konnten. Der Wald konnte daher Emissionen aus anderen Quellen nicht mehr kompensieren und wurde selbst zu einer CO₂-Quelle.
Verteilung der Treibhausgase
Im Jahr 2023 entfielen 88,4 Prozent der Emissionen auf Kohlendioxid (CO₂), das hauptsächlich durch die Verbrennung fossiler Energieträger entsteht. Methan (CH4) trug 6,7 Prozent und Lachgas (N2O) 3,6 Prozent bei, wobei die Landwirtschaft dominiert. Im Vergleich zu 1990 sanken die Emissionen von CO₂ um 43,7 Prozent, Methan um 66,3 Prozent und Lachgas um 53,9 Prozent.
Fluorierte Treibhausgase
Fluorierte Treibhausgase machten 2023 nur 1,4 Prozent der Emissionen aus, besitzen jedoch ein hohes Treibhauspotenzial. Seit 1995 reduzierten sich diese Emissionen um 41,4 Prozent.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des Umweltbundesamtes vom 15.01.2025