BUND fordert konsequenten Herdenschutz statt Wolfsjagd

Fabian

© Mari_art / stock.adobe.com

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat in einem aktuellen Appell eine Kurskorrektur im Umgang mit dem Nebeneinander von Wölfen und Weidetieren gefordert. Der Umweltverband richtet sich an die Bundesregierung mit der Aufforderung, den Herdenschutz gezielt zu fördern, um Risse von Nutztieren durch Wölfe zu verringern. BUND-Vorsitz Olaf Bandt betonte, dass Jagdzeiten nicht gegen Nutztierrisse helfen würden. Stattdessen sei ein besserer und flächendeckender Herdenschutz erforderlich.

Hoher Anteil an Rissen auf ungeschützten Weiden

Auch über zwanzig Jahre nach der Rückkehr des Wolfs erfolge ein Großteil – bis zu 75 Prozent – der Nutztierrisse auf Weiden, die nicht ausreichend gegen Wölfe geschützt seien. Bandt machte deutlich, dass nichts die Anzahl der Risse schneller senken könne als ein flächendeckender Herdenschutz. Er räumte allerdings ein, dass spezielle Zäune und Schutzhunde keinen hundertprozentigen Schutz gewährleisten könnten. Daher sei in Einzelfällen der gezielte Abschuss problematischer Wölfe zusätzlich notwendig.

Kritik an Koalitionsvertrag und Jagdregelungen

Zwar begrüßt der BUND das grundsätzliche Bekenntnis zum Herdenschutz im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD, kritisiert jedoch das Fehlen konkreter Maßnahmen zur Verbesserung des Herdenschutzes. Stattdessen werde dort auf Abschüsse und Bejagung gesetzt. Die wissenschaftliche Erkenntnis sei jedoch eindeutig: Eine allgemeine Bejagung sei nicht zielführend, um Nutztierrisse zu reduzieren. Lediglich gezielte Abschüsse besonders auffälliger Wölfe könnten Abhilfe schaffen.

In Bundesländern mit großen Wolfspopulationen reagiere das Tier mit erhöhter Fortpflanzung auf Bestandsminderungen. In den westdeutschen Bundesländern sei die Wolfspopulation hingegen so gering, dass eine Bestandsregulierung durch Jagd kaum möglich sei. Auch hier könne das Problem nur durch verbesserten Herdenschutz und gezielte Abschüsse einzelner schadenstiftender Wölfe gelöst werden.

Auch interessant:  CDU ohne klare Klimaschutzstrategie – Kritik an Merz wächst

Forderungen des BUND für eine Herdenschutzoffensive

Im Appell „Für eine Herdenschutzoffensive zum Schutz der Weidetiere“ formuliert der BUND konkrete Forderungen:

  • Zusammenarbeit mit Tierhalter*innen:
    Der Bund und die Länder sollen ihre kostenlosen Beratungsangebote für Tierhaltende ausweiten.
  • Staatliche Kostenübernahme:
    Der Staat solle sämtliche Kosten des Herdenschutzes übernehmen, um die Tierhalter*innen zu entlasten.
  • Flächendeckender Schutz:
    Ungeschützte Weidetiere konditionierten Wölfe darauf, wie leicht ein Schaf im Vergleich zu einem Reh zu erbeuten sei. Dadurch entstehe oder verschärfe sich der Konflikt. Deshalb müsse Herdenschutz bundesweit gefördert werden – sowohl für landwirtschaftliche als auch für hobbymäßige Tierhaltungen.
  • Bundesweit einheitliche Regelungen:
    Da Wölfe keine Landesgrenzen kennen, seien uneinheitliche Regelungen auf Länderebene nicht sinnvoll. Ein abgestimmtes Vorgehen sei notwendig.
  • Tierschutz durch Herdenschutz:
    Der Schutz von Weidetieren vor Wölfen sei ebenso eine Tierschutzmaßnahme wie der Schutz von Hühnern vor Greifvögeln.
  • Lernendes System etablieren:
    Herdenschutz solle künftig als bundesweites, lernendes System organisiert werden. Es gebe bislang keine einheitlichen Berichts- und Auswertungsstandards, um die Wirksamkeit von Maßnahmen gemeinsam zu evaluieren.

Hintergrund: Was Herdenschutz leisten kann

Herdenschutz gilt als Präventionsmaßnahme, um Schäden durch Wölfe und andere große Beutegreifer an Nutztieren zu verhindern. Zu den bewährten Maßnahmen zählen wolfssichere Zäune, der Einsatz von Herdenschutzhunden sowie die Behirtung von Tieren. Die Praxis habe gezeigt, dass eine Kombination dieser Maßnahmen besonders wirksam sei – vorausgesetzt, sie seien auf den Betrieb und den Standort abgestimmt.

Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des BUND’s vom 30.06.2025