BUND fordert faire Regeln für industrielle Wasserentnahmen

Fabian

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Angesichts zunehmender Wasserknappheit und wachsender Nutzungskonflikte spricht sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) für eine einheitliche bundesweite Regelung zur Erhebung von Wasserentnahmeentgelten aus. Eine aktuelle Analyse der Entgeltpraxis in den Bundesländern zeigt erhebliche Unterschiede: Während es in Bayern, Hessen und Thüringen keine spezifischen Gesetze zur Erhebung solcher Entgelte gibt, profitieren Industrie und Wirtschaft in anderen Bundesländern durch zahlreiche Ausnahmen von der Zahlungspflicht. Der BUND appelliert an die Bundesregierung, für mehr Fairness und Transparenz zu sorgen.

Wasser muss gerecht genutzt werden

Verena Graichen, Geschäftsführerin Politik beim BUND, weist darauf hin, dass Grundwasser eine begrenzte Ressource sei. Es sei nicht hinnehmbar, dass sich Unternehmen in bestimmten Regionen kostenlos bedienen könnten, während die Allgemeinheit die Folgekosten des sogenannten Grundwasserstresses trage. Ihrer Ansicht nach sei ein sparsamer, gerechter und ökologischer Umgang mit Wasser dringend notwendig. Die Politik müsse handeln und eine einheitliche Regelung der Wasserentnahmeentgelte auf Bundesebene schaffen.

Unfaire Preisverhältnisse zwischen Industrie und Bevölkerung

Ein Beispiel aus Rheinland-Pfalz verdeutlicht die Problematik: Dort liegt das Wasserentnahmeentgelt für Grundwasser bei 0,06 Euro je Kubikmeter, während der Chemiekonzern BASF jährlich bis zu 26 Millionen Kubikmeter fördern darf. Zum Vergleich: Die Bürgerinnen und Bürger zahlen bei den Technischen Werken Ludwigshafen derzeit 1,92 Euro netto pro Kubikmeter Trinkwasser.

Studien zeigen alarmierende Entwicklungen

Laut einer aktuellen BUND-Studie ist bereits jeder zweite Landkreis potenziell vom Grundwasserstress betroffen. Zudem zeigt eine Umfrage, dass 65 Prozent der Bevölkerung eine angemessene finanzielle Beteiligung industrieller Großverbraucher an den Wasserkosten fordern.

Soziale Gerechtigkeit durch politische Steuerung sichern

Graichen betont, dass sich viele Menschen mehr Gerechtigkeit und eine klare politische Steuerung wünschten. Es dürfe nicht dazu kommen, dass Wasser zur nächsten sozialen Verteilungsfrage werde. Die Politik auf Bundes- und Landesebene müsse Prioritäten setzen: Die öffentliche Versorgung und der Erhalt von Ökosystemen müssten gegenüber übermäßiger industrieller Nutzung Vorrang haben.

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Gewässerschutz durch Wasserentnahmeentgelte finanzieren

Deutschland verfehlt derzeit die EU-Vorgabe, bis spätestens 2027 alle Gewässer in einen guten Zustand zu bringen. Es fehlt an ausreichendem Personal und finanziellen Mitteln für den Schutz der Wasserressourcen. Graichen stellt fest, dass Wasserentnahmeentgelte ein geeignetes Instrument zur nachhaltigen Finanzierung des Gewässerschutzes seien. Dabei müsse das Verursacherprinzip gelten: Wer viel Wasser nutze, solle auch die Kosten dafür tragen.

Fünf-Punkte-Plan für nachhaltige Gewässerpolitik

  1. Zur Umsetzung einer wirksamen Wasserpolitik fordert der BUND ein Sofortprogramm mit folgenden Maßnahmen:
  2. Ein sparsamerer Umgang mit Wasserentnahmen,
  3. eine deutliche Reduktion der Gewässerverschmutzung sowie eine konsequente Anwendung des Verursacherprinzips,
  4. stärkere Förderung naturbasierter Lösungen an Flüssen und Mooren zur Unterstützung des Klimaschutzes,
  5. Unterstützung der Landwirtschaft als Partner im Wasserschutz,

eine ambitionierte Umsetzung der Nationalen Wasserstrategie und der EU-Wasserrahmenrichtlinie durch Bund und Länder – inklusive mehr Personal und finanzieller Ressourcen für die Wasserwirtschaft.

Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des BUND’s vom 20.06.2025