Bündnis fordert faire Agrarpolitik: Umwelt- und Tierschutz wirtschaftlich machen

Fabian

© Nawarit / stock.adobe.com

Zwischen 2021 und 2027 werde die EU rund 385 Milliarden Euro in die Landwirtschaft investieren – etwa ein Drittel ihres Gesamthaushalts. Dennoch habe es keine nennenswerte Ausweitung von Mitteln für konkrete Umwelt-, Klima- und Tierschutzmaßnahmen gegeben. Jan Plagge, Präsident von Bioland, erklärte, die GAP sei ein zentrales Instrument zur Sicherung der Ernährung und Stärkung des ländlichen Raums – gleichzeitig aber auch zur Umsetzung ökologischer und gesellschaftlicher Ziele. Dieses Potenzial müsse künftig stärker genutzt werden. Dafür brauche es ein eigenes, starkes Agrarbudget und den politischen Willen der Mitgliedstaaten, Mittel für eine nachhaltige Transformation bereitzustellen. Plagge forderte die Agrarministerkonferenz auf, eine deutsche GAP-Position zu entwickeln, die eine langfristige Ernährungssouveränität sowie eine einkommenswirksame Honorierung gesellschaftlicher Leistungen in den Bereichen Umwelt, Klima und Tierschutz sicherstelle.

Kritik an Subventionsverteilung und Marktmacht

Reinhild Benning, politische Leiterin für Landnutzung bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH), betonte, dass einige Agrarministerinnen pauschale Hektarprämien und die Absenkung von Umweltstandards befürworteten. Dies begünstige insbesondere Großgrundbesitzerinnen, die dank hoher Subventionen kleinere Betriebe verdrängen könnten. In Deutschland seien bereits mehr als 50 Prozent der Agrarflächen in der Hand von Nicht-Landwirt*innen wie Stiftungen oder Unternehmensgruppen.
Als Beispiel nannte sie eine große Stiftung mit zahlreichen Tochterbetrieben, die rechnerisch Anspruch auf mehrere Millionen Euro Agrarsubventionen jährlich hätten. Gleichzeitig gehörten die Unternehmen, mit denen diese Stiftung verbunden sei, zu den wenigen Handelskonzernen, die den Großteil des Lebensmittelmarkts in Deutschland kontrollierten. Diese Marktmacht ermögliche es, Erzeuger*innenpreise zu drücken, während die Handelsunternehmen hohe Gewinne erzielten. Benning forderte ein Ende pauschaler Flächenprämien, den gezielten Einsatz öffentlicher Mittel für Umwelt- und Tierschutz sowie eine Pflicht zu schriftlichen Verträgen mit kostendeckenden Preisen für landwirtschaftliche Betriebe.

Auch interessant:  Wintershall Dea stoppt Ölbohrungen im Wattenmeer nach Umweltschutzforderungen

Gerechtere Förderverteilung zur Stärkung kleiner Betriebe

Ottmar Ilchmann, agrarpolitischer Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), kritisierte die pauschale Verteilung der GAP-Mittel als unfair und ineffizient. Die Ziele der EU-Agrarpolitik, allen Betrieben ein ausreichendes Einkommen zu ermöglichen, seien nur erreichbar, wenn die Fördermittel gezielter eingesetzt würden. Insbesondere kleine und mittlere Betriebe müssten durch gestaffelte Prämien besonders unterstützt werden. Der Erhalt vielfältiger Betriebe sei entscheidend für sozialen Zusammenhalt im ländlichen Raum und für eine krisenfeste regionale Lebensmittelversorgung.

Öffentliche Gelder für gesellschaftliche Leistungen

Olaf Bandt, Bundesvorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), betonte, dass öffentliche Gelder gezielt für gesellschaftliche Leistungen – etwa für Klima-, Arten- und Tierschutz – eingesetzt werden müssten. Dies diene nicht nur dem Schutz bäuerlicher Betriebe, sondern auch dem Erhalt von Trinkwasserqualität, Lebensmittelsicherheit und Natur. Er appellierte an die Agrarminister*innen, die Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft nicht zu verwerfen, sondern endlich umzusetzen.

Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des BUND’s vom 10.07.2025