Betroffene fordern Verbot der „Silvesterböllerei“ – Erste Gespräche angekündigt

Fabian

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Opfer und direkt Betroffene der vergangenen Silvesternacht appellieren an die Innenministerinnen und Innenminister der Länder sowie des Bundes, ein umfassendes Verbot privater Silvesterböllerei zu beschließen. Ziel ist es, Menschen, Tiere und die Umwelt vor den schwerwiegenden Folgen der Böllerei zu schützen. In einem Gespräch mit dem Innenminister von Thüringen sowie Vertretern aus Bayern, Bremen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und dem Bundesinnenministerium berichteten Betroffene von ihren tragischen Erfahrungen. Das Treffen wurde von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und der Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Namen des Aktionsbündnisses gegen Silvesterböllerei organisiert, dem mittlerweile 38 Organisationen angehören.

Schilderungen von Verletzten und Einsatzkräften

Ärzte, Rettungskräfte, Geschädigte und Tierhalter kamen zu Wort. Sie berichteten von den verheerenden Auswirkungen der Silvesterböllerei:

  • Eine junge Mutter erklärte, wie sie durch einen Feuerwerkskörper schwer verletzt wurde, obwohl sie lediglich zufällig am Ort des Geschehens war.
  • Ein Anwohner schilderte, wie Raketen seinen Balkon entzündeten, was schließlich zur vollständigen Zerstörung seiner Wohnung führte.
  • Eine Rettungssanitäterin berichtete von einem Vorfall, bei dem ein Rettungswagen während eines sensiblen Transports eines Neugeborenen mit Pyrotechnik attackiert wurde.

Politische Reaktionen und erste Schritte

Die politischen Vertreter zeigten sich betroffen. Mehrere Bundesländer forderten Einschränkungen oder ein Verbot der privaten Böllerei. Bremen kündigte an, die Diskussion während seines Vorsitzes der Innenministerkonferenz als zentrales Thema zu behandeln. Erstmals sagte auch das Bundesinnenministerium Gespräche mit den Ländern und dem Aktionsbündnis zu, um eine Verschärfung der Sprengstoffverordnung zu prüfen.

Kritik an Abwesenheit mehrerer Ministerien

Die DUH und die GdP kritisierten, dass Innenministerinnen und Innenminister aus zehn Bundesländern – darunter Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Berlin – weder teilnahmen noch Vertreter entsandten. Dennoch beteiligten sich Abgeordnete aus Berlin, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt an den Diskussionen. Das Brandenburger Innenministerium bot einen separaten Gesprächstermin mit einem Innenpolitiker an.

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Intensivierung der Gespräche bis zum Jahreswechsel

Die DUH und die GdP erklärten, die begonnenen Gespräche mit allen 16 Bundesländern sowie dem Bundesinnenministerium intensiv fortzuführen. Ziel sei eine rechtzeitige Änderung der Sprengstoffverordnung vor dem Jahreswechsel 2025/26.

Stellungnahmen von DUH und GdP

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, betonte die dramatischen Konsequenzen der Böllerei: „Jedes Jahr erleben wir mehr als 10.000 Opfer schwerer Verletzungen. Menschen mit Atemwegserkrankungen leiden unter den Feinstaubwerten, und Tausende Wohnungsbrände zerstören Leben. Diese archaische Schwarzpulver-Böllerei gehört abgeschafft, insbesondere da häufig Unbeteiligte, Kinder oder Einsatzkräfte betroffen sind. Dass einige Ministerinnen und Minister den Dialog verweigern, ist ein demokratischer Skandal, den wir nicht hinnehmen werden.“

Jochen Kopelke, Bundesvorsitzender der GdP, fügte hinzu: „Auch in dieser Silvesternacht kam es zu Todesfällen, Verletzungen von Einsatzkräften sowie massiven Sachbeschädigungen. Der immense Personalaufwand konnte die Sicherheit nur knapp gewährleisten. Bund und Länder müssen endlich zusammenarbeiten, um Böllerverbote durchzusetzen und in die innere Sicherheit zu investieren. Wir begrüßen, dass das Thema unter dem neuen Vorsitz der Innenministerkonferenz Priorität erhält.“

Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vom 23.01.2025