Die wenigen Luchsvorkommen im Harz, Bayerischen Wald und Pfälzerwald sowie die umherstreifenden Einzeltiere sind voneinander isoliert. Dies führt stellenweise zu Inzucht innerhalb der Populationen. Um dem entgegenzuwirken, wurden neue Auswilderungsprojekte im Schwarzwald, im Erzgebirge und im Thüringer Wald ins Leben gerufen. Ziel dieser Maßnahmen ist es, die Luchse zu unterstützen, da sie – insbesondere die Weibchen – wenig wanderfreudig sind und meist in ihrer angestammten Umgebung bleiben. Zudem stellen Autobahnen, Bundesstraßen, Siedlungen und Industriegebiete erhebliche Barrieren für die Ausbreitung der Wildtiere dar.
Hoffnung für den Luchs in Thüringen
In Thüringen zeichnet sich für den Luchs eine positive Entwicklung ab. Verschiedene Anzeichen deuten darauf hin, dass sich der scheue Waldbewohner im Freistaat zunehmend etabliert. Dies sei laut den Projektpartnern des Gemeinschaftsprojekts „Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen“ sowohl auf erfolgreiche Wiederansiedlungen als auch auf natürliche Zuwanderung aus Bayern und Niedersachsen zurückzuführen. Die Projektverantwortlichen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und vom WWF erklärten, dass das neue Luchsvorkommen im Thüringer Wald aufgrund seiner zentralen Lage eine Schlüsselrolle bei der Vernetzung der deutschen Luchspopulationen übernehmen solle. Derzeit werde die Zahl der Luchse in Thüringen auf etwa 15 Tiere geschätzt, rund die Hälfte davon im Thüringer Wald.
Koordinierte Maßnahmen für den Artenschutz
Markus Port, Naturschutzbiologe und Projektkoordinator beim BUND Thüringen, betonte, dass die Rückkehr des Luchses nicht allein durch verbesserte Lebensräume möglich geworden sei. Vielmehr sei sie das Ergebnis langjähriger, gezielter Wiederansiedlungsmaßnahmen. Ohne Projekte wie im Harz oder nun im Thüringer Wald wäre der Luchs seiner Aussage nach in Deutschland weiterhin ausgestorben.
Fortschritte im Projekt „Luchs Thüringen“
Das Projekt „Luchs Thüringen“ konzentriert sich auf die gezielte Wiederansiedlung von Eurasischen Luchsen im Thüringer Wald. Seit dem Frühjahr 2024 wurden insgesamt fünf Tiere ausgewildert – darunter zwei Wildfänge aus Rumänien und drei Tiere aus Gehegehaltung, die sorgfältig ausgewählt wurden. Ein engmaschiges wissenschaftliches Monitoring begleitet die Maßnahmen. Laut Max Boxleitner, Projektkoordinator beim WWF Deutschland, hätten erste Beobachtungen gezeigt, dass einige der Luchse bereits feste Reviere besetzt hätten – ein ermutigendes Zeichen für die Entstehung einer stabilen Population. Eine weitere Auswilderung sei für den Spätsommer 2025 geplant.
Projektstruktur und Finanzierung
Das Projekt „Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen“ läuft bis Ende August 2027 und wird im Rahmen des Förderprogramms „Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft“ (ENL) vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten (TMUENF) umgesetzt. Träger und Partner des Projekts sind unter anderem der BUND Thüringen, der BUND Bundesverband, der WWF Deutschland, das Wildkatzendorf Hütscheroda, ThüringenForst, der Landesjagdverband Thüringen, das UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald, der Naturpark Thüringer Wald, die Georg-August-Universität Göttingen sowie die rumänischen Partner ACDB und Romsilva.
Das Vorhaben ist Teil des europäischen Expertennetzwerks Linking Lynx, das sich dem Erhalt und der Verbindung mitteleuropäischer Luchspopulationen widmet. Das Umweltministerium unterstützt das Projekt bis 2027 mit rund 2,9 Millionen Euro. Etwa 20 Prozent der Mittel stammen aus dem Thüringer Landeshaushalt, die übrigen 80 Prozent werden durch EU-Mittel im Rahmen des ENL-Programms kofinanziert.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des BUND’s vom 06.06.2025