Revitalisierung von Flüssen für mehr Artenvielfalt

Fabian

Niedersachsen
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Osnabrück. Flüsse gelten als zentrale Lebensadern für eine gesunde und vielfältige Umwelt. Sie verbinden unterschiedliche Lebensräume und tragen zur Trinkwasserversorgung bei. Aus diesem Grund veranstalten die Vereinten Nationen (UN) am Sonntag, 28. September, den Internationalen Tag der Flüsse. Um die Flüsse in Deutschland möglichst sauber und intakt zu erhalten, hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Niedersachsen ein Modellprojekt zur Revitalisierung von Gewässerrändern gestartet. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt dieses Vorhaben einschließlich einer Vorstudie mit rund 340.000 Euro.

Fließgewässer als Grundlage für Umwelt- und Trinkwasserschutz

DBU-Generalsekretär Alexander Bonde betonte, Flüsse seien für einen erfolgreichen Umweltschutz unerlässlich. Bäche, Flüsse und Kanäle würden verschiedene Biotope miteinander verbinden und zahlreichen, auch seltenen Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum dienen. Zudem seien gesunde Fließgewässer wichtig für den Wasserhaushalt, die Grundwasserqualität und eine stabile Trinkwasserversorgung. Laut Umweltbundesamt befanden sich im Jahr 2022 jedoch nur etwa acht Prozent der Fließgewässer in Deutschland in einem guten oder sehr guten Zustand nach EU-Wasserrahmenrichtlinie. In Niedersachsen wurde 2020 der „Niedersächsische Weg“ zwischen Landesregierung, Naturschutzverbänden und Landwirtschaft beschlossen, um Flüsse besser zu schützen. Der BUND-Referent Manuel Nerhoff erklärte, das von der DBU geförderte Projekt setze darüber hinaus an und solle die ökologische Qualität der Flüsse weiter verbessern, insbesondere durch die Aufwertung von Gewässerrandstreifen zur Förderung von Artenvielfalt und Biotopvernetzung.

Maßnahmen an Fulde, Grove und Harle

Im Rahmen des Projekts werden Revitalisierungsmaßnahmen an der Fulde, einem Zufluss der Weser, an der Grove im Landkreis Cuxhaven sowie an der Harle in Ostfriesland umgesetzt. Zuvor sei in einer Vorstudie eine Bestandsaufnahme der Herausforderungen und Erwartungen durchgeführt worden, unter Beteiligung regionaler Umwelt- und Unterhaltungsverbände, Kommunen und insbesondere landwirtschaftlicher Grundbesitzer. DBU-Referent Dr. Volker Wachendörfer erläuterte, dass unter anderem die Verbreiterung der Gewässerrandstreifen – idealerweise bis zu 30 Meter – vorgesehen sei. In diesen Bereichen solle weder gedüngt noch Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Ziel sei es, den ungeregelten Eintrag von Sedimenten, Schad- und Nährstoffen zu verringern.

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Einfache Maßnahmen mit großer Wirkung

Wachendörfer erklärte, dass sich Lebensräume an und in Flüssen erholen könnten, wenn Schadstoffeinträge reduziert würden. Maßnahmen wie das Pflanzen von Gehölzen, etwa Erlen oder Weiden, sowie das Anlegen von Blühstreifen oder Ackerbrachen unterstützten diese Entwicklung. Davon würden Fische, andere Wasserbewohner und insbesondere Insekten profitieren. Nerhoff ergänzte, dass eine höhere Biodiversität auch landwirtschaftlichen Flächenbesitzern zugutekomme, etwa durch die Bestäubung von Kulturpflanzen. Er betonte, dass die Interessen von Naturschutz, Politik und Landwirtschaft oft näher beieinanderlägen, als man vermuten würde.

Übertragbarkeit des Modellprojekts

Das Projekt basiere auf Freiwilligkeit und solle das Bewusstsein für eine ökologische Bewirtschaftung, vor allem in Gewässernähe, stärken. Laut Nerhoff wurde ein Dialogprozess mit allen Beteiligten vor Ort initiiert. Das Modellprojekt solle in zweifacher Hinsicht übertragbar sein: Zum einen würden geeignete Techniken zur Revitalisierung ermittelt, zum anderen entwickle der BUND auf Grundlage der Erfahrungen optimale Konzepte für die Zusammenarbeit von Naturschutz und Landnutzung. Nerhoff hob hervor, dass die Kooperation mit Landwirtinnen und Landwirten sowie Verbänden wie dem Landvolk Niedersachsen oder der Landwirtschaftskammer ausgewogen verlaufen sei und deren Fachwissen entscheidend für die Umsetzung sei. Gleichzeitig würden im Projekt auch bestehende Probleme deutlich, etwa fehlende Planungssicherheit oder hohe bürokratische Anforderungen. Die Projektergebnisse sollen der niedersächsischen Landesregierung als Handlungsempfehlung dienen und könnten regional angepasst landes- oder bundesweit angewendet werden.

Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) vom 26.09.2025