Klimaanpassungsstrategie Nordrhein-Westfalens zur Bewältigung der Klimakrise

Fabian

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Um das Land zukunftssicher für die Folgen der Klimakrise aufzustellen, hat die Landesregierung eine umfassende Klimaanpassungsstrategie beschlossen. Sie erfüllt die Vorgaben des Bundesgesetzes zur Klimaanpassung und des Klimaanpassungsgesetzes Nordrhein-Westfalen und unterstützt Kommunen, Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger dabei, sich vor den Folgen des Klimawandels zu wappnen und entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Kernaussage der Klimaanpassungsstrategie

Der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr, Oliver Krischer, betonte, dass die Klimakrise auch in Nordrhein-Westfalen angekommen sei und bereits gravierende Folgen für Mensch, Umwelt und Infrastruktur habe. Er erklärte, dass ein ambitionierter Klimaschutz und eine ebenso ambitionierte Vorsorgepolitik notwendig seien, um sich gegen die Gefährdung der Lebensgrundlagen zu schützen. Diese Politik werde durch die neue Klimaanpassungsstrategie für Nordrhein-Westfalen umgesetzt.

Ziele und Maßnahmen der Strategie

Die Klimaanpassungsstrategie zielt darauf ab, auf die zunehmenden klimatischen Herausforderungen in allen Bereichen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens zu reagieren. Sie umfasst 110 konkrete Maßnahmen zum Schutz der menschlichen Gesundheit, der Umwelt und der Infrastruktur sowie zur Erhöhung der Lebensqualität für alle Bürgerinnen und Bürger, die bis 2029 umgesetzt werden sollen. Die Strategie berücksichtigt in 16 Handlungsfeldern die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen in Nordrhein-Westfalen und gibt in Form eines Maßnahmenkatalogs aus verschiedenen Zuständigkeiten der Ministerien Antworten auf die Herausforderungen des Klimawandels. Minister Krischer wies darauf hin, dass die Klimakrise eine der größten ökologischen und ökonomischen Herausforderungen unserer Zeit sei und betonte die Notwendigkeit einer gemeinsamen Umsetzung der vereinbarten Anpassungsmaßnahmen.

Schutz vor Wasser- und Hitzegefahren

Beispielsweise stellt die Landesregierung eine Vielzahl an Aktivitäten zum Schutz vor Starkregen und Hochwasser bereit, einschließlich der Umsetzung des 10-Punkte-Arbeitsplans „Hochwasserschutz in Zeiten des Klimawandels“ und des Ausbaus des Risikomanagements für urbane Sturzfluten. Mit Blick auf die extrem heißen Sommer der letzten Jahre sind auch zahlreiche Maßnahmen zum Hitzeschutz vorgesehen, darunter Arbeitshilfen zur kommunalen Hitzeaktionsplanung und die Förderung von Klimaanpassungsmaßnahmen in Krankenhäusern. Weitere Maßnahmen umfassen die Begrünung von Städten, die Förderung einer klimaangepassten Landwirtschaft, das Flächenrecycling, die Entwicklung klimaanpassungsfähiger Mischwälder und die Wiederbewaldung von Schadflächen, sowie die Verbesserung der Finanzierung öffentlicher Trinkwasserbrunnen.

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Bau- und Wohnungsbauanpassungen

Auch konkrete Anpassungsmaßnahmen bei Baumaßnahmen sind vorgesehen, etwa der Schutz der Verkehrsinfrastruktur vor Hochwasser und Schwemmmaterial sowie durch den Einsatz aufgehellter Straßendeckenschichten aus Asphalt. Im Bereich Wohnungsbau ist die Förderung von Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung im geförderten Wohnungsneubau vorgesehen.

Bildung und Information

Um die Bevölkerung sowohl über die Folgen des Klimawandels als auch über Anpassungsmöglichkeiten aufzuklären, hält die Klimaanpassungsstrategie eine Vielzahl von Maßnahmen im Bereich Information und Bildung vor. Die Erweiterung des Klimaatlas Nordrhein-Westfalen des LANUV um einen Wasserhaushalts- und Dürremonitor und Informationen über versiegelte sowie Brachflächen in NRW sind Teil dieser Maßnahmen. Die Verbraucherzentrale bietet mit Unterstützung des Landes persönliche Orientierungsberatungen für Bürgerinnen und Bürger an und die Entwicklung von spezifischen Bildungsmodulen für Kitas und Schulen ist ebenfalls geplant.

Kommunalberatung und Katastrophenschutz

Mit der Verstetigung der „Kommunalberatung Klimafolgenanpassung Nordrhein-Westfalen“ beim LANUV, die bei Datenbelangen, Förderfragen oder auch Vernetzungswünschen unterstützt, wird Kommunen seitens des Landes eine kompetente Begleitung auf ihrem Weg zu mehr Klimaresilienz angeboten. Der Katastrophenschutz soll sowohl in seiner Bedarfsplanung als auch in Form von konkreten Übungen stärker auf Extremwetter eingestellt werden. Dabei sollen grenzüberschreitende Netzwerke mit Nachbarstaaten ausgebaut werden.

Regionale Unterschiede und Herausforderungen

Welche weitreichenden Folgen die globale Klimaerwärmung für Nordrhein-Westfalen haben wird, zeigt eine aktuelle Publikation des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV). Der Fachbericht „Klimaentwicklung und Klimaprojektionen in Nordrhein-Westfalen“ beschreibt die mögliche zukünftige Entwicklung von Klimaparametern in Bezug auf Lufttemperatur, hitzebedingte Kenntage, Niederschläge und Starkregen. LANUV-Präsidentin Elke Reichert erläuterte, dass ein zunehmender Anstieg von extremen Wetterereignissen, wie Starkregenereignisse auf der einen und Hitze- oder Dürreperioden auf der anderen Seite, erwartet werde. Wenn keine weiteren Anstrengungen unternommen werden, wird nach jetzigem Stand ein Anstieg auf etwa 3 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts gegenüber vorindustrieller Zeit erwartet. Bereits heute sind klimatische Veränderungen beobachtbar, wobei die mittlere Jahreslufttemperatur seit der ersten Klimanormalperiode 1881-1910 um durchschnittlich 1,6 Grad Celsius gestiegen ist. Die heißen Tage haben sich seit 1891-1920 bis zur KNP 1991-2020 auf acht Tage verdoppelt, während die Zahl von Frost- und Eistagen sich verringert hat: auf zwölf und fünf Tage. Am Kahlen Asten sind die Schneetage seit 1955-1984 sogar um 25 Tage gesunken. Neben den seit Aufzeichnungsbeginn gestiegenen Lufttemperaturen und den Änderungen der Niederschlagsmuster haben die heißen und trockenen Sommer, die Starkregenereignisse sowie die gemessenen Hitzerekorde seit 2014 den Klimawandel stärker ins öffentliche Bewusstsein gebracht.

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Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW vom 01.10.2024