Hopfen schützt sich selbst: Natürliche Resistenz gegen Schädlinge im Fokus

Fabian

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Osnabrück. Wenn die Brauwirtschaft am 23. April den „Tag des deutschen Bieres“ feiert, erinnert sie an die bayerische Landesordnung von 1516 – das sogenannte Reinheitsgebot. Neben Gerste und Wasser stand damals insbesondere der Hopfen im Mittelpunkt. Deutschland gehört heute weltweit zu den beiden Hauptproduzenten dieser vielseitigen Kulturpflanze, die auch als Grundlage für Arzneimittel dient. Allerdings bedroht die Gemeine Spinnmilbe den Hopfenanbau erheblich. Um dieser Gefahr zu begegnen, fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein Projekt der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) mit rund 450.000 Euro. Ziel ist es, die natürliche Resistenz des Hopfens zu stärken und den Einsatz chemischer Schädlingsbekämpfungsmittel zu reduzieren.

Hopfenernte 2024: Deutlicher Anstieg

DBU-Generalsekretär Alexander Bonde betont, dass dieser Ansatz sowohl die Existenzgrundlage der Landwirte sichere als auch einen Beitrag zum Umweltschutz leiste. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts produzierten deutsche Brauereien im Jahr 2023 etwa 7,2 Milliarden Liter alkoholhaltiges Bier sowie rund 556 Millionen Liter alkoholfreies Bier. Dafür ist Hopfen ein unverzichtbarer Rohstoff. Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft wurden 2024 bundesweit etwa 46.540 Tonnen Hopfen geerntet, was einem Anstieg von rund 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Bedrohung der Artenvielfalt durch Pestizide

Der bayerische Hopfenanbau wird zunehmend von der Gemeinen Spinnmilbe bedroht. Laut der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft führen die Schädlinge zu erheblichen Qualitäts- und Ernteverlusten bis hin zu kompletten Ernteausfällen. Um dies zu verhindern, setzen viele Betriebe chemische Mittel wie Akarizide ein. Dr. Maximilian Hempel, Abteilungsleiter bei der DBU, weist jedoch darauf hin, dass Pestizide maßgeblich zum Rückgang der biologischen Vielfalt beitrügen und damit auch die Existenz landwirtschaftlicher Betriebe gefährdeten. Wie eine Förderinitiative der DBU zur Pestizidvermeidung gezeigt habe, könnten Alternativen sowohl die Umwelt schützen als auch die Landwirtschaft stärken: Rund drei Millionen Euro seien in fast ein Dutzend Projekte geflossen.

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Forschung an Hopfenanbauflächen

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft erforscht im Rahmen des DBU-geförderten Projekts nachhaltige Pflanzenschutzmethoden auf 31 Hopfenanbauflächen über fünf Jahre. Projektleiter Dr. Florian Weihrauch berichtet, dass Flächen, die stark von Spinnmilben betroffen waren, in den Folgejahren ohne Pestizideinsatz kaum noch Schäden aufwiesen. Jährlich werden Teilflächen entweder behandelt oder unbehandelt gelassen, um die Ursachen des beobachteten Phänomens wissenschaftlich zu untersuchen. Das Projekt läuft bis Ende Mai 2026. Bereits jetzt kommt Weihrauch zu dem Schluss, dass eine jährliche Behandlung mit Akariziden nicht erforderlich sei und die Umwelt schade. Auch bei reduziertem Pestizideinsatz seien kaum Ernteausfälle zu befürchten.

Natürliche Resistenzbildung im Hopfen

Eine weitere Erkenntnis aus dem Projekt betrifft die Veränderung der Hopfenpflanzen nach starkem Schädlingsbefall. Laut Weihrauch produzieren die Pflanzen verstärkt Methyl-Salicylsäure, die einen erneuten Befall unwahrscheinlicher macht. Diese natürliche Resistenz sei zwar auch von Pflanzen wie Baumwolle, Sojabohnen oder Zitrusfrüchten bekannt, beim Hopfen jedoch besonders selten und wertvoll. Die Forscherinnen und Forscher der LfL möchten dieses Phänomen nutzen, um einen nachhaltigeren Pflanzenschutz zu etablieren. Weihrauch vergleicht die Resistenzbildung vereinfacht mit einer Impfung bei Menschen.

Vorteile für Landwirtschaft und Umwelt

Wenn Hopfenpflanzen auf natürliche Weise widerstandsfähiger gegen Schädlinge werden oder weniger chemische Mittel benötigt werden, ergeben sich laut Weihrauch mehrere Vorteile. Zum einen könnten Landwirte erheblich Kosten sparen, da eine Behandlung pro Hektar zwischen 300 und 400 Euro koste. Zum anderen werde der Umwelt- und Naturschutz gestärkt, da Pestizide der Tier- und Pflanzenwelt schadeten. Weihrauch betont, dass die Nutzung der natürlichen Resistenz eine wichtige Etappe auf dem Weg zu einem nachhaltigen Pflanzenschutz darstelle.

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Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der DBU vom 22.04.2025