„Bau-Turbo“ gefährdet Stadtgrün und Umwelt

Fabian

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Berlin – Am Mittwoch soll das Bundeskabinett voraussichtlich über eine Novelle des Baugesetzbuchs entscheiden. Der neue § 246e BauGB, auch als „Bau-Turbo“ bekannt, soll den Neubau von Wohngebäuden erleichtern. Naturschutzorganisationen wie der NABU befürchten jedoch, dass diese Regelung den ohnehin hohen Flächenverbrauch weiter beschleunigen könnte.

Kritik an Neubau auf der grünen Wiese

Johann Rathke, Teamleiter für Biodiversitätspolitik beim NABU, äußerte deutliche Kritik an der geplanten Gesetzesänderung. Er erklärte, die vorgeschlagene Regelung setze falsche Anreize, indem sie den Neubau auf bisher unbebauten Flächen fördere. Dies gefährde ökologisch wertvolle Naturräume in Städten und verschärfe die Konkurrenz um verfügbare Flächen. Insbesondere angesichts von zunehmender Hitze und Starkregen seien Grünflächen, Bäume und Sträucher unverzichtbar für das Stadtklima. Die einseitige Förderung von Neubauten sei daher nicht nur kurzsichtig, sondern gefährlich. Rathke betonte, dass eine Wohnraumpolitik, die auf Flächenversiegelung setze, den Klimaschutzbemühungen widerspreche und die Anpassung an den Klimawandel erschwere.

NABU fordert nachhaltige Wohnraumpolitik

Der NABU hält die Einführung des § 246e BauGB sowohl ökologisch als auch wohnungspolitisch für verfehlt. Stattdessen solle der Fokus auf der Entwicklung des Gebäudebestands, einer Umbaukultur und dem sozialen Wohnungsbau liegen. Der aktuelle Entwurf begünstige vereinfachte Genehmigungen, ohne den tatsächlichen Wohnungsbedarf ausreichend zu berücksichtigen. Gleichzeitig blieben bestehende Potenziale ungenutzt: Rund zwei Millionen leerstehende Wohnungen und die Möglichkeit, über 2,7 Millionen Wohnungen durch Aufstockungen im Bestand zu schaffen, würden vernachlässigt. Der NABU fordert daher eine konsequente Innenentwicklung sowie eine sozial und ökologisch ausgerichtete Förderung von Wohnraum im Bestand.

Umbauen statt zubauen

Laut Rathke benötige der Wohnungsbau kein „Turbo-Recht“, sondern nachhaltige und gerechte Lösungen. Der Schwerpunkt müsse auf Umbau statt Neubau liegen – bezahlbar, klimafreundlich und naturverträglich. Dabei sei es entscheidend, die ohnehin stark belastete Natur möglichst wenig weiter zu beeinträchtigen.

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Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) vom 16.06.2025