40 Jahre Vertragsnaturschutz: Gemeinsam für Artenvielfalt und lebendige Landschaften

Fabian

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Blühende Feldränder locken im Sommer Insekten an, Wiesen werden später gemäht, um Bodenbrüter zu schützen – und immer mehr Streuobstwiesen bewahren sowohl das Kulturerbe als auch die Artenvielfalt. Vertragsnaturschutz zeigt viele Gesichter und schafft zahlreiche Gewinner. Immer mehr Landwirtinnen und Landwirte ergreifen freiwillig Maßnahmen zum Schutz der Natur und erhalten dafür Ausgleichszahlungen vom Land. Aktuell beteiligen sich 6.200 Betriebe mit mehr als 43.000 Hektar Fläche – Tendenz steigend. Alle Beteiligten verfolgen das gemeinsame Ziel, Lebensräume für bedrohte Arten zu sichern und das Naturerbe des Landes zu bewahren. Zum 40-jährigen Bestehen dieses Erfolgsmodells kündigte Umweltminister Oliver Krischer bei der Jubiläumsfeier in seinem Ministerium an, im Jahr 2026 weitere 5.000 Hektar in das Programm aufzunehmen.

Gute Aussichten für den Artenschutz

Der Umweltminister erklärte bei der Feier, dass alle in diesem Jahr eingereichten Anträge genehmigt werden könnten. Dies sei eine sehr gute Nachricht für den Artenschutz. Damit werde eine Erfolgsgeschichte fortgeschrieben, die seit vier Jahrzehnten auf Überzeugung, Engagement und Freiwilligkeit beruhe. Krischer betonte, das Ziel von 48.000 Hektar Vertragsnaturschutz-Flächen in Nordrhein-Westfalen sei nun in greifbarer Nähe.

Freiwilligkeit mit Nutzen für Mensch und Natur

Beim Vertragsnaturschutz verpflichten sich landwirtschaftliche Betriebe freiwillig, ihre Flächen nach naturschutzfachlichen Vorgaben zu bewirtschaften. Im Gegenzug erhalten sie finanzielle Ausgleichszahlungen vom Land. Dabei arbeiten Landwirtinnen und Landwirte eng mit den Unteren Naturschutzbehörden, den Biologischen Stationen und der Landwirtschaftskammer NRW zusammen.
Durch diese Kooperation entstehen Rückzugsräume für Arten wie Kiebitz, Rebhuhn, Braunkehlchen oder Trollblume. Auch die Betriebe selbst profitieren: Der Vertragsnaturschutz wird für viele zu einem stabilen und verlässlichen wirtschaftlichen Standbein.

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40 Jahre Erfolgsgeschichte

Die Geschichte des Vertragsnaturschutzes begann 1985 mit ersten Programmen für Ackerrandstreifen und Feuchtwiesen. Schnell folgten Erweiterungen – etwa für Streuobstwiesen oder Mittelgebirgsregionen. Seit dem Jahr 2000 sind alle Maßnahmen in der „Rahmenrichtlinie Vertragsnaturschutz“ gebündelt.
Heute umfasst das Programm rund 43.000 Hektar Vertragsnaturschutzflächen in Nordrhein-Westfalen, ein Drittel davon in Natura-2000-Gebieten (europäischen Schutzgebieten).
Das Instrument ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Agrar- und Umweltpolitik des Landes. Allein 2024 wurden in Nordrhein-Westfalen rund 31 Millionen Euro an Fördermitteln ausgezahlt. Der Erfolg beruht auf Vertrauen: Viele Betriebe nehmen seit Jahrzehnten teil. Beratung, Planung und Begleitung durch Behörden und Biologische Stationen sorgen sowohl für hohe Akzeptanz als auch für Qualität im Naturschutz.

Praxisbeispiele aus Nordrhein-Westfalen

  • Helmut Jakobs, Niederkrüchten (Kreis Viersen)
    Der Landwirt Helmut Jakobs beteiligt sich seit 2005 am Vertragsnaturschutz. Auf inzwischen 30 Hektar kombiniert er extensives Grünland mit Ackermaßnahmen wie Blühstreifen und Ernteverzicht, die Rückzugsräume für Feldvögel schaffen. Besonders bekannt wurde sein „Gräsler-Streifen“ mit Kornblume und Klatschmohn.
    Jakobs betonte, dass sich seine Projekte im Vertragsnaturschutz nicht nur finanziell, sondern auch persönlich ausgezahlt hätten. Mit Ausdauer und Engagement habe er sichtbare Erfolge erzielt. Durch rotierende Blühstreifen seien offene und erreichbare Rückzugsräume für Feldvögel und Niederwild entstanden, und erste Rebhuhn-Ketten seien bereits wieder gesichtet worden.
  • Andreas und Verena Zurhelle, Zülpicher Börde (Kreis Düren)
    Die Familie Zurhelle bewirtschaftet 133 Hektar und setzt seit 2015 Vertragsnaturschutzmaßnahmen auf knapp 4 Hektar um. Blühflächen mit Regio-Saatgut bieten Nahrung und Brutplätze für Feldvögel; der Ernteverzicht schafft zusätzliche Rückzugsräume. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Schutz der seltenen Grauammer und des Kiebitzes.
    Das Ehepaar erklärte, dass die Förderpakete des Vertragsnaturschutzes es ihnen ermöglichten, die Artenvielfalt in der Zülpicher Börde zu unterstützen und zugleich wirtschaftlich tragfähig zu bleiben. Der Schutz der heimischen Natur und insbesondere des Kiebitzes liege ihnen besonders am Herzen.
  • Andreas Dieckmann, Emsdetten (Kreis Steinfurt)
    Die Familie Dieckmann ist bereits seit 1991 im Vertragsnaturschutz aktiv. Heute bewirtschaftet sie rund 23 Hektar Dauergrünland mit später Mahd, reduzierter Düngung und Verzicht auf Pflanzenschutz. Davon profitieren insbesondere Wiesenbrüter.
    Andreas Dieckmann erklärte, dass der Vertragsnaturschutz in seinem Betrieb eine lange Tradition habe. Er sehe darin nicht nur eine Einkommensquelle, sondern vor allem eine Herzensangelegenheit.
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Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW vom 29.09.2025