40 Jahre Luftreinhaltung: Fortschritte und Herausforderungen in NRW

Fabian

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Vor 40 Jahren war die Luftqualität im Ruhrgebiet besorgniserregend schlecht. Zwischen dem 17. und 19. Januar 1985 wurden an Messstellen Schwefeldioxid-Konzentrationen von über 770 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³) und Schwebstaub-Werte von rund 460 µg/m³ gemessen. Diese extremen Werte führten erstmals in Deutschland zur Ausrufung der höchsten Smog-Alarm-Stufe. In der Folge mussten Schulen geschlossen, der Autoverkehr eingeschränkt und industrielle Produktionsprozesse gedrosselt werden. Die Schadstoffkonzentrationen lagen damals im Jahresmittel teils mehr als zehnmal höher als heute, mit einzelnen Tagen, an denen sie sogar noch weiter anstiegen. Die Auswirkungen stellten eine akute Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung dar.

Verbesserte Luftqualität durch Umweltpolitik

Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer erklärte, dass eine ambitionierte Umweltpolitik die Luftqualität in den vergangenen vier Jahrzehnten nachhaltig verbessert habe. Jede Reduktion der Luftschadstoffe sei ein Gewinn für die Gesundheit der Menschen. Daten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) belegen diesen positiven Trend. Auch die vorläufigen Messergebnisse für 2024 zeigen, dass die Konzentrationen der relevanten Luftschadstoffe weiter gesunken sind.

Stickstoffdioxid: Grenzwerte werden eingehalten

Im Jahr 2024 wurde Stickstoffdioxid (NO₂) an 134 Standorten in Nordrhein-Westfalen gemessen. Von den 57 automatisierten Messstationen wiesen 33 unveränderte Werte im Vergleich zu 2023 auf, 15 Stationen verzeichneten leichte Rückgänge, und bei neun stiegen die Werte minimal an. Der Grenzwert von 40 µg/m³ wurde an allen kontinuierlich überwachten Standorten eingehalten. Für die 77 Standorte mit Passivsammlermessungen stehen detaillierte Ergebnisse aufgrund aufwendiger Laboranalysen erst im März zur Verfügung. Erste Hinweise deuten jedoch darauf hin, dass auch hier die Grenzwerte eingehalten wurden – mit Ausnahme der Kruppstraße in Essen, wo eine endgültige Aussage noch aussteht.

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Feinstaubbelastung weiterhin niedrig

Feinstaub (PM10 und PM2,5) wurde an 70 Messstationen kontinuierlich überwacht. Der Jahresmittelgrenzwert von 40 µg/m³ für PM10 wurde deutlich unterschritten, ebenso wie der Grenzwert von 25 µg/m³ für PM2,5. Die Werte blieben stabil auf dem Niveau der Vorjahre, was die langfristige Verbesserung der Luftqualität bestätigt.

Schwefeldioxid: Ein Problem der Vergangenheit

Schwefeldioxid (SO₂), das 1985 maßgeblich zum Smog-Alarm beitrug, spielt heute keine Rolle mehr für die Luftqualität. In den 1980er Jahren wurden noch große Mengen SO₂ aus Industrieanlagen, Kraftwerken und Fahrzeugen emittiert. 1985 lag die Emission allein im Ruhrgebiet bei 513.450 Tonnen, während 2024 in ganz Nordrhein-Westfalen weniger als ein Zehntausendstel dieser Menge ausgestoßen wurde. Maßnahmen wie die Einführung der Rauchgasentschwefelung und der Strukturwandel im Ruhrgebiet trugen zu dieser drastischen Reduktion bei.

Fortschritte durch moderne Messtechnik

Elke Reichert, Präsidentin des LANUV, betonte die Erfolge der Umweltpolitik: Smog wie 1985 werde es in Nordrhein-Westfalen nicht mehr geben. Moderne Messtechniken ermöglichen es heute, selbst kleinste Partikel zu überwachen, die potenziell gesundheitsschädlich sein können. Automatische Messungen liefern alle fünf Sekunden Daten und gewährleisten eine kontinuierliche Überwachung der Luftqualität.

Maßnahmen und zukünftige Herausforderungen

Seit 1985 haben zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Luft geführt, darunter der Einbau von Industriefiltern, die Einführung von Katalysatoren für Fahrzeuge und die Einrichtung von Umweltzonen. Minister Krischer bezeichnet die Luftreinhaltepolitik als Erfolgsgeschichte, betont aber, dass Luftverschmutzung weiterhin ein großes Gesundheitsrisiko darstelle.

Ab 2030 bringt die neue EU-Luftqualitätsrichtlinie strengere Grenzwerte mit sich, die insbesondere dicht besiedelte Regionen wie das Rhein-Ruhr-Gebiet vor Herausforderungen stellen. Die Landesregierung arbeitet in Zusammenarbeit mit Kommunen und anderen Akteuren an weiteren Maßnahmen, um die Luftqualität weiter zu verbessern. Krischer unterstreicht, dass eine fortschrittliche Umwelttechnologie sowohl lokal als auch global einen Beitrag leisten könne. Die Förderung emissionsfreier Mobilität, wie etwa der Elektromobilität, sei ein Schlüssel, um das gemeinsame Ziel sauberer Luft zu erreichen.

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Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW vom 16.01.2025